Berühmter Schmollmund wird 80

Paris · Sie war die blonde Skandalfigur der 50er und 60er Jahre: Brigitte Bardot. Heute lebt die engagierte Tierschützerin zurückgezogen in ihrem Anwesen in Saint-Tropez. Dort feiert sie am Sonntag ihren 80. Geburtstag.

Es ist die Geburtsstunde eines Sexsymbols: Barfuß springt Brigitte Bardot auf den Tisch, schwingt zum Trommelwirbel die Hüften und zeigt ihre nackten Beine. Mit der legendären Szene aus "Und immer lockt das Weib" wird die Blonde mit dem Schmollmund 1956 zum Mythos. Freiheit, Schönheit, Jugend - dafür stehen damals die zwei Buchstaben BB. "Sie wurde zum Symbol und Phänomen einer Epoche, die die Korsette und Tabus sprengte", schreibt die Zeitschrift "Paris Match" über den Effekt, den Bardot im konservativen Frankreich der 50er Jahre auslöste.

Doch der Filmstar, der am Sonntag seinen 80. Geburtstag feiert, hat in den vergangenen Jahrzehnten eine radikale Wandlung durchlaufen - von der fortschrittlichen Ikone zur reaktionären Nationalistin, die sich gegen "Überfremdung" wendet. "Die Gesellschaft entwickelt sich nicht in die richtige Richtung", sagt die bekennende Anhängerin des rechtspopulistischen Front National , die mehrfach wegen rassistischer und schwulenfeindlicher Äußerungen verurteilt wurde. In ihrem Buch "Ein Ruf aus der Stille" beklagte sie 2003 die "Islamisierung" ihres Landes, von dem sie nicht mehr viel sieht. Denn Bardot lebt zurückgezogen in ihrem Anwesen "La Madrague" in Saint-Tropez.

"Meine Schönheit ist vergangen", sagt die Schauspielerin kürzlich in einem ihrer seltenen Fernsehinterviews. Mit 17 wird die gutbürgerliche Pariser Industriellentochter vom späteren Erfolgsregisseur Roger Vadim entdeckt. Vadim und sie heiraten, sobald Brigitte 18 ist. Doch der Durchbruch kommt erst, als die eigentlich brünette "Bri-Bri" sich die Haare blond färben lässt. Die Femme Fatale ist geboren und die frühere Ballettschülerin steigt zum internationalen Star auf. "Ich habe mich wie sie gekämmt, wie sie angezogen, denn sie war die schönste Frau", erinnert sich der italienische Filmstar Claudia Cardinale an den Bardot-Look, der oft kopiert wurde.

Filme und Männer folgen bei Bardot in schneller Reihenfolge: Im Kino feiert sie Erfolge mit "Privatleben" und "Die Verachtung", wo sie gleich am Anfang ganz nackt zu sehen ist. Privat bringt "BB" es nach eigener Zählung auf 17 Liebhaber und vier Ehemänner . Mit einem davon, Jacques Charrier, bekommt sie 1960 einen Sohn. Ihr Kind wächst beim Vater auf. Auf Charrier folgt 1966 als Ehemann Nummer drei der deutsche Millionär Gunter Sachs , von dem sie sich 1969 scheiden lässt. Auch die Filmkarriere des Sexsymbols kann nicht an die alten Erfolge anknüpfen. 1973 verkündet Bardot mit 39 Jahren nach 48 Filmen und 80 Liedern ihren Rückzug aus dem Showgeschäft.

Stattdessen widmet sich die Filmikone dem Tierschutz und gründet 1986 die nach ihr benannte Stiftung. Ihren Besitz versteigert die inzwischen mit einem früheren Berater des Front National verheiratete Schauspielerin. "Ich habe meine Jugend und meine Schönheit den Männern gegeben, ich gebe meine Weisheit und meine Erfahrung den Tieren", sagt sie nach der Auktion.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort