Zugunglück in Skandinavien Dänemarks tragischer Start ins neue Jahr

Kopenhagen · Ein heftiger Sturm über Skandinavien führte zum schwersten Zugunglück in Dänemark seit drei Jahrzehnten. Sechs Menschen sterben.

 Nahe der Brücke über den Großen Belt wurden in Dänemark mehrere Menschen getötet. Ein Zug war am Morgen von einem Gegenstand getroffen worden und hatte eine Vollbremsung einlegen müssen.

Nahe der Brücke über den Großen Belt wurden in Dänemark mehrere Menschen getötet. Ein Zug war am Morgen von einem Gegenstand getroffen worden und hatte eine Vollbremsung einlegen müssen.

Foto: dpa/Tim K. Jensen

Der Zug erschien gestern Morgen vielen Reisenden als das sicherste Verkehrsmittel auf ihrem Weg Richtung Kopenhagen. Denn zu diesem Zeitpunkt zog bereits seit einigen Stunden ein heftiger Sturm über Dänemark hinweg. Der Fährverkehr war eingeschränkt, die beiden großen Brücken des Landes für den Autoverkehr gesperrt. Doch der Zugverkehr an der Brücke über den Großen Belt, Storebælt genannt, lief bis etwa 7.30 Uhr normal.

Dann passierte etwas, das sechs Reisende das Leben kostete: Der Zug legte eine Vollbremsung hin, Gepäck flog durch die Waggons, Fahrgäste wurden zu Boden geworfen. „Plötzlich begann der Zug zu wackeln“, erzählte Augenzeuge Simon Voldsgaard Tøndering der dänischen Tageszeitung „Politiken“. „Ich habe aus dem Fenster geschaut und Funken an den Seiten des Zuges schlagen gesehen. Glasscherben sind auf uns zugeflogen, die Deckenplatten lösten sich. Und dann wurde alles schwarz.“

Etwas hatte den Zug getroffen. Zunächst war noch unklar, was es war. Der Zug fuhr zunächst noch ein Stück weiter, bis er mitten auf der Brücke zum Stehen kam. Zu diesem Zeitpunkt an Bord: 131 Passagiere und drei Besatzungsmitglieder.

Die Havariekommission vermutete später, dass die Ladung eines entgegenkommenden Güterzuges das Unglück ausgelöst haben könnte. Der Zug der Bahn-Tochter DB Cargo transportierte Leergut der ­Brauerei Carlsberg. Die Waggons waren mit Bierkisten beladen und hatten teilweise nur Planen anstelle von festen Wänden.

„Auf einem der Güterwaggons befand sich ein leerer Lastwagenanhänger, der herunterfiel“, teilte Bo Haaning von der Havariekommission dem Dänischen Rundfunk mit. „Entweder hat er den Zug getroffen, oder der Zug ist hineingefahren.“ Er könne nicht sagen, ob der Anhänger den Unfall selbst verursacht hat oder ob der Zug auch von anderen Gegenständen getroffen wurde. Eine Aufarbeitung der Unglücksursache dürfte noch Wochen dauern, möglicherweise sogar Monate.

Die Bilanz des Unglücks am Morgen des Unglücks: Sechs Tote, 16 Verletzte. Bislang sei laut Polizei noch nicht bekannt, ob sich unter den Opfern auch Ausländer befinden. Die dänische Nachrichtenagentur Ritzau berichtet, es handele sich um das schwerwiegendste Zugunglück in Dänemark seit 1988. Damals waren in Sorø acht Menschen ums Leben gekommen und 72 weitere verletzt worden.

Dänemarks Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen reagierte betroffen auf das Unglück auf dem Großen Belt: „Ganz gewöhnliche Dänen, auf dem Weg zur Arbeit oder auf der Heimreise von den Weihnachtsferien, haben ihr Leben verloren. Es ist zutiefst unglücklich.“ Auch EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker richtete Familien und Freunden der Opfer sein Beileid aus.

Das Unglück hatte enorme Auswirkungen auf den Verkehr. Die 18 Kilometer lange Brücke verbindet die dänischen Inseln Fünen (Fyn) und Seeland (Sjælland) und ist damit einer der wichtigsten Verkehrswege Dänemarks. Auf Seeland liegt auch die Hauptstadt Kopenhagen. Der Zugverkehr wurde für den Rest des Tages unterbrochen. Für den Autoverkehr wurde die Brücke am Mittag wieder freigegeben.

 Zugunglück in Dänemark

Zugunglück in Dänemark

Foto: SZ/Müller, Astrid

Auch in Deutschland hat Sturmtief „Zeetje“ die Einsatzkräfte auf Trab gehalten. An der Küste Mecklenburg-Vorpommerns etwa wurde die erste Sturmflut des neuen Jahres ausgelöst, Zugverbindungen mussten zeitweise gesperrt werden.

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