„Be a Mensch“

New York · Schlepp“, „Schmier“ und „Mensch“ verstehen viele in Manhattan. Ein paar deutsche Brocken sind in New York sogar hip. Den sprachlichen Mischmasch machten jüdische Einwanderer alltagstauglich.

Als ein Lieferservice den New Yorkern seine Dienste anpreisen wollte, genügten zwei Wörter: "Why schlepp?" stand groß auf den Plakaten und die New Yorker wussten, dass sie nicht selbst den Einkauf tragen mussten. Die Werbung funktioniert - aber fast nur in New York. Denn die hohe Zahl an Juden in der Metropole hat dazu geführt, dass einige deutsche Brocken zum Allgemeingut der New Yorker wurden - allerdings über die Bande des Jiddischen gespielt. Bis zu zwei Millionen Juden machen New York zur größten jüdischen Stadt der Welt. Und Millionen Einwanderer haben die Stadt, mit der auf dem Deutschen basierenden Mischsprache auf den Lippen, zu dem gemacht, was sie ist. "Die jüdischen Einwanderer haben die Stadt enorm geprägt. Und die meisten von ihnen sprachen Jiddisch", erklärt Edward Portnoy vom New Yorker Institute for Jewish Research. "Es gab eine Zeit, da war Jiddisch fast eine Zweitsprache." Jetzt werde es zwar nur noch von orthodoxen Juden gesprochen. "Aber weil in deren Familien sechs Kinder normal sind, nimmt Jiddisch wieder zu."

Wie weit der Einfluss geht, zeigt sich fast jeden Tag in der "New York Times". Das Blatt bezeichnete Fernsehmilliardärin Oprah Winfrey vor ein paar Tagen als "Macher". Wer mit dem Wort geehrt wird, gilt als tatkräftig und souverän, eben ein Macher. John Boehner, Sprecher des Repräsentantenhauses, ist den "Times"-Redakteuren hingegen zuweilen "a little verklempt". Der wiederum befürchtete, die Politik von Präsident Barack Obama würde die Wirtschaft "kaput" machen. Wer freundlich ist und anderen hilft, ist "a mensch". Als Bürgermeister Michael Bloomberg mit dem Jahreswechsel aus dem Amt schied, titelte die "New York Post" fast melancholisch "Mike the Mensch".

"Viele jiddische Wörter sind im Alltag, ohne dass man es noch richtig merkt", sagt Richard Harrison. Der frühere Lehrer zählt auf: "Mish-mosh, drek, shnaps und shtik", für Chaos, Schmutz, Schnaps und Stück. Harrison mag diesen deutsch-jiddischen Einfluss. Wie weit der geht, belegt die auch in Deutschland erfolgreiche Serie "The Big Bang Theory". Da sagt die Mutter, dass sie den PC nicht einschalten könne: "I can't turn on that verkackte computer."

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