Baukran kracht in Supermarkt

Bad Homburg/Friedrichsthal · Ein Baukran der Friedrichsthaler Firma BBL Cranes ist gestern in Bad Homburg kurz vor Mittag in einen belebten Aldi-Markt gekracht. Mindestens ein Mensch starb, es gab mehrere Verletzte. Die Ursache ist noch unklar.

Der Lärm lässt sogar die Fensterscheiben umliegender Gebäude erzittern. Es ist etwa 11.30 Uhr, als ein ohrenbetäubender Knall den Aldi-Markt in einem Bad Homburger Gewerbegebiet erschüttert. Ein roter Baukran vom Nachbargrundstück kippt aus zunächst ungeklärter Ursache um, kracht durch das Satteldach in den Supermarkt; Trümmer stürzen auf den Kassenbereich. Eine 46-jährige Frau, die sich wohl gerade mit ihren Einkäufen an der Kasse angestellt hatte, stirbt unter dem Schutt.

Kran aus dem Saarland

Neben dem Markt baut eine Projektgesellschaft einen Bürokomplex, den ein IT-Unternehmen mieten will. Drei Kräne sind dafür im Einsatz. Mindestens einer, nämlich der Unglückskran, gehört der Firma BBL Cranes aus dem saarländischen Friedrichsthal. Dort kann man auch mehrere Stunden nach dem Unglück nichts zum Unfallhergang sagen. "Unser Geschäftsführer Ralf Britz ist in Bad Homburg, um sich vor Ort ein Bild von der Situation zu machen. Morgen werden wir mehr wissen", heißt es in der Firmenzentrale auf Nachfrage der Saarbrücker Zeitung. Auch über den Gesundheitszustand des Kranführers, ein Rumäne, der nach Polizeiangaben schwer verletzt in eine Krankenhaus eingeliefert wurde, kann das Unternehmen keine Auskunft geben. "Das war schrecklich, der Kranführer hat sich noch bewegt, hatte lauter Blut im Gesicht", schildert eine Augenzeugin, die ihren Namen nicht nennen möchte, das Erlebte. Der Mann wurde bei dem Sturz aus der Kapsel geschleudert. Auch vier andere Menschen werden verletzt, einer von ihnen ebenfalls schwer.

"Ich dachte erst, ich sehe doppelt", beschreibt eine 45-jährige Angestellte aus dem Gebäude gegenüber den Moment, als der Kran zu kippen beginnt. Dann sei sie hinaus auf die Straße gelaufen. "Erst lag der Kran ruhig auf dem Dach. Dann ist er noch einmal eingesackt, die Bauarbeiter haben geschrien. Also das war wirklich ein Alptraum. Der hätte ja auch auf unsere Seite kippen können."

Markt stark frequentiert

Nach Schilderung mehrerer Zeugen rennen etwa 40 Kunden und Mitarbeiter nach dem Sturz in Panik aus dem Supermarkt. Andere kommen, um zu helfen. "Gerade um die Mittagszeit ist der Aldi stark frequentiert, weil sich die Leute aus den umliegenden Firmen zu Mittag versorgen", sagte Kirsten Ohlrogge, Sprecherin der Stadt Bad Homburg. Bürgermeister Karl Heinz Krug steht sichtlich bewegt neben der Unfallstelle: "Ich bin tief betroffen, ich danke allen Einsatzkräften vor Ort", sagt er. Erst am frühen Nachmittag können die Helfer das Gebäude betreten, weil es zuvor als stark einsturzgefährdet galt und der umgefallene Kran erst gesichert werden musste. Die Eingangstür steht noch offen, Scheinwerfer im Markt beleuchten in der einbrechenden Dunkelheit die Bergungsarbeiten. Zwischen den arbeitenden Rettungskräften mit Atemschutzmasken sind noch die gelben Aldi-Preisschilder zu sehen. Ein rot-weißes Plastikband sperrt den Markt und den Parkplatz ab. Helfer des Roten Kreuzes kümmern sich um die geschockten Menschen.

Bauunternehmen und Bauherr äußern sich erst am Abend: "Wir sind tief betroffen über diesen tragischen Unfall." Man werde "selbstverständlich vollumfänglich mit den Behörden kooperieren, die nun eine Untersuchung einleiten werden, um die Ursachen des Unglücks zu ermitteln".

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