Plage in Paris Stadt der Liebe, Stadt der Ratten

Paris · In Paris sind die kleinen Nager eine Plage. Die Stadt führt seit Jahren einen Kampf gegen die Tiere – mit mäßigem Erfolg. Jetzt soll Plan B greifen.

 An den Ufern der Seine tummeln sie sich ebenso wie in Parks und der Kanalisation, zum Ärger der Menschen: die Ratten von Paris.

An den Ufern der Seine tummeln sie sich ebenso wie in Parks und der Kanalisation, zum Ärger der Menschen: die Ratten von Paris.

Foto: picture alliance / dpa/dpa Picture-Alliance / Leon Tanguy

Die Ufer der Seine sind ihr liebster Tummelplatz. Aber auch in den Parks der Stadt fühlen sie sich wohl. Ihr Zuhause ist allerdings ganz Paris. Weit über drei Millionen Ratten gibt es in der französischen Metropole, so die Schätzungen der Stadtverwaltung – also deutlich mehr als menschliche Einwohner. Die Zweibeiner wollen die Invasion der flinken Vierbeiner allerdings nicht klaglos hinnehmen. Inzwischen wird jedes Frühjahr zur „dératisation“ aufgerufen – zu Deutsch etwa „Entrattifizierung“. Es schadet nicht nur dem Ruf der Stadt der Liebe, wenn Touristen ständig auf Ratten treffen, die Tiere übertragen auch Krankheiten und zudem werden sie immer aggressiver. Inzwischen beschweren sich sogar die Männer der Müllabfuhr über die Angriffe der Ratten.

In diesem Jahr ist die Lage nach Ansicht der Verantwortlichen besonders schlimm. Das zeigt zumindest die Analyse einer Art Ratten-Hotline, die von der Stadt eingerichtet worden ist. Dort können die Pariser Bürger Sichtungen der Tiere bei den Behörden melden. Als Reaktion auf den Ratten-Alarm wurde die Jagdsaison auf die Nager von zwei auf ganze vier Monate ausgedehnt. Alle Hausbesitzer werden mit Nachdruck aufgefordert, ihre Gebäude „rattensicher“ zu machen. Löcher in den Gemäuern müssen gestopft und Zugänge zur Kanalisation abgedichtet werden. Und natürlich soll der Abfall in und um die Häuser so aufbewahrt und entsorgt werden, dass keine Ratten angelockt werden. „Das sind Maßnahmen, die durch die Hygienevorschriften gedeckt sind“, sagt Bruno Lassalle, der bei der Polizei in Paris für den Schutz der Bevölkerung zuständig ist. Wer gegen die Auflagen zur Rattenbekämpfung verstößt, muss mit einem Bußgeld von zu 450 Euro rechnen.

Der Kampf gegen den Dreck und die Ratten wird in Paris schon lange ausgefochten. Die Bürgermeisterin Anne Hidalgo hat vor zwei Jahren einen Zehn-Punkte-Plan entworfen, um die Stadt sauberer zu bekommen. Allein 1,5 Millionen Euro fließen in die „dératisation“ – offensichtlich aber vergeblich. In den vergangenen beiden Jahren habe sich die Zahl der Tiere deutlich erhöht, räumt Bruno Lassalle von der Polizei ein. Inzwischen habe man auch aufgegeben, Giftköder in den Kanalisationsschächten auszulegen. Zum einen seien die Tiere zu klug, um die Köder zu fressen, zum anderen würden die zähen Vierbeiner auch Resistenzen dagegen entwickeln.

Und so haben die Ratten nach all den Jahren zumindest eine entscheidende Schlacht gegen die Menschen in der Stadt an der Seine gewonnen. Die Verantwortlichen der Metropole hätten den Plan aufgegeben, die Nager auszurotten, sagt Polizeimann Lassalle. „Das Ziel ist es nun eher, die zwei Lebenswelten voneinander zu trennen.“ Jene der Ratten im Untergrund und jene des Menschen an der Oberfläche.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort