Ausbrecher radelt der Polizei in die Arme

Schermbeck/Köln. Seine letzten Meter in Freiheit hat der Mörder Peter Paul Michalski (Foto: dpa) auf der tristen Bundesstraße 58 auf einem silbernen Damenfahrrad verbracht. Zwischen dem Ruhrgebiet und den Niederlanden strampelt der Ausbrecher mit unbekanntem Ziel durch die Kälte - ohne zu ahnen, dass die Polizei ihn bereits geortet hat. Gestern um 9

Schermbeck/Köln. Seine letzten Meter in Freiheit hat der Mörder Peter Paul Michalski (Foto: dpa) auf der tristen Bundesstraße 58 auf einem silbernen Damenfahrrad verbracht. Zwischen dem Ruhrgebiet und den Niederlanden strampelt der Ausbrecher mit unbekanntem Ziel durch die Kälte - ohne zu ahnen, dass die Polizei ihn bereits geortet hat. Gestern um 9.50 Uhr ist die fünftägige Flucht für Michalski bei Schermbeck am Niederrhein zu Ende. Auf freier Strecke holt eine Spezialeinheit Michalski vom Rad. Zwei Polizeiwagen keilen ihn ein. Der 46-Jährige legt sich sofort auf den Boden und verrät den Polizisten, wo er seine geladene Pistole am Körper trägt. Die Flucht endet unblutig. Niemand wird verletzt.

Stunden später zeigt sich Einsatzleiter Dieter Klinger in Köln sehr erleichtert. Michalskis Komplizen, den Geiselgangster Michael Heckhoff, hatten die Fahnder bereits am Sonntag in Mülheim an der Ruhr gefasst. Mehrere Hundertschaften und Spürhunde suchten Michalski dann im Raum Bielefeld - doch dort ist er gar nicht gewesen.

"Heute Morgen hat sich dann eine neue Spur ergeben, und über technische Ermittlungsverfahren haben wir seinen Standort lokalisiert", sagt Klinger. Letztlich konnte Michalski über ein Handy geortet werden.

Der Zugriff der Spezialkräfte in Schermbeck verläuft blitzschnell. Die Anwohner haben gar nichts mitbekommen oder verstecken sich hinter ihren Gardinen. "Hier?", ruft eine Frau erschrocken, als Reporter ihr von der Festnahme erzählen. "Hier schließt doch keiner Haustür oder Auto ab." Der Ort der Festnahme scheint sorgfältig gewählt. Kein Wald, keine Wohnbebauung und freies Feld machen jeden Fluchtversuch von vornherein aussichtslos. Noch Stunden später markiert ein großes Polizeiaufgebot die Stelle, an der der gefährliche Gangster geschnappt wurde. Beamte notieren seelenruhig die Rahmennummer des in die Jahre gekommenen Kettler Alu-Rades, um nun seine Besitzerin zu ermitteln.

Bei der Polizei schweigt Michalski zunächst. Er wird in ein Gefängnis mit Hochsicherheitstrakt verlegt - allerdings nicht nach Bochum, denn dort sitzt inzwischen sein Komplize Heckhoff ein. Die beiden Verbrecher sollen nicht noch einmal die Gelegenheit bekommen, gemeinsam etwas auszuhecken.

Am Donnerstagabend waren die beiden aus der JVA Aachen geflohen. Dabei wurde ihnen offenbar von einem Gefängniswärter geholfen. Über Kerpen und Köln flüchteten sie nach Essen und Mülheim, wo Heckhoff gewohnt hatte. Dabei benutzten sie mehrere Fahrzeuge und brachten zwei Taxifahrer, eine 19-jährige Frau und ein Ehepaar vorübergehend in ihre Gewalt. Nach kurzer Zeit ließen sie die Geiseln aber wieder unverletzt frei.

Die "Bild"-Zeitung hat gestern einen Bericht mit Zitaten des Ausbrechers Heckhoff veröffentlicht. Laut Zeitung kauften Heckhoff und Michalski eine Pistole von einem Mitarbeiter der JVA Aachen, mit der sie einen Wärter und einen Pförtner bedroht hatten. Den Schlüssel, mit dem sie mehrere verschlossene Türen öffneten, hatten sie sich laut Heckhoff in der Gefängnis-Schlosserei angefertigt. Das Muster dafür habe ihnen ein Wärter gegeben.

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