Aufstand auf Schloss Windsor

London · Die Mitarbeiter von Schloss Windsor stimmen seit gestern über einen Arbeitskampf ab. Sie wollen mehr Geld. Zudem beschweren sie sich über zu viele Gefälligkeitsdienste.

Königin Elizabeth II. sitzt seit mehr als sechs Jahrzehnten auf dem Thron, sie hat elf Premierminister erlebt und die Welt bereist. Große Überraschungen erfährt die 89-Jährige kaum mehr noch. Doch was seit gestern passiert, ist selbst für sie neu: Zahlreiche Mitarbeiter auf Schloss Windsor stimmen bis Mitte April darüber ab, ob es zum Arbeitskampf kommt. Steht den Royals eine Palastrevolte bevor?

Das Personal ist unzufrieden, denn bezahlt werden keineswegs königliche Gehälter. Die Aufgaben aber gehen über das Normale hinaus, klagen Mitglieder der Gewerkschaft PCS. 120 der 200 Angestellten von Windsor Castle sind darin organisiert. Laut PCS verdienen Berufseinsteiger lediglich rund 20 000 Euro pro Jahr, was unter dem "Existenzminimum" liege. Zahlreiche Beschäftigte müssten zudem wie selbstverständlich Extra-Aufgaben übernehmen, für die sie nicht bezahlt würden. So werde von ihnen beispielsweise verlangt, zusätzlich zu ihrer eigentlichen Tätigkeit Führungen für Schlossbesucher anzubieten oder als Übersetzer einzuspringen. "Es ist skandalös, dass das Personal so erbärmlich entlohnt wird und man von ihm erwartet, ohne Bezahlung Arbeiten zu verrichten, die der königlichen Familie Geld einbringen", sagte der Gewerkschaftssekretär Mark Serwotka dem "Guardian".

Windsor Castle, eine von drei Hauptresidenzen der Monarchin, ist das älteste und größte durchgängig bewohnte Schloss der Welt. Die Queen verbringt auf dem Anwesen südwestlich von London die meisten ihrer Wochenenden und weilt jedes Jahr über Ostern einen Monat im "englischen Versailles". Aber sollten die Gewerkschaftsmitglieder in dem Votum tatsächlich für einen Arbeitskampf stimmen, könnte schon bald Ärger in das geschichtsträchtige Gebäude einziehen. Die Dienerschaft würde sich dann weigern, jegliche Gefälligkeitsdienste zu übernehmen. "Die Stimmung geht sehr stark in Richtung handeln, deswegen glauben wir, dass die Angestellten dafür stimmen", sagte ein Gewerkschaftssprecher.

Es wäre ein Novum für die königliche Familie. Man erwarte jedoch keine Beeinträchtigungen für Besucher, hieß aus dem Schloss. Eine Sprecherin wies die Vorwürfe zurück, die Gehälter seien höher als auf dem Markt üblich. Der Zeitpunkt des Aufstands kommt für die Königin jedenfalls denkbar ungünstig. Am 21. April feiert sie ihren 89. Geburtstag, außerdem steht die Geburt des zweiten Kindes von Prinz William und Kate bevor.

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