Aufgemotzt in Las Vegas
Las Vegas. Jedem TÜV-Prüfer würden die Haare zu Berge stehen. Denn was auf der Tuning-Messe Sema in Las Vegas zu sehen ist, hat mit den Vorschriften der deutschen Straßenverkehrsordnung nur wenig gemein. "Erlaubt ist was gefällt. Auch beim Tuning sind die USA das Land der unbegrenzten Möglichkeiten", sagt Harald Schmidtke, Geschäftsführer des Verbandes der Automobil-Tuner (VDAT)
Las Vegas. Jedem TÜV-Prüfer würden die Haare zu Berge stehen. Denn was auf der Tuning-Messe Sema in Las Vegas zu sehen ist, hat mit den Vorschriften der deutschen Straßenverkehrsordnung nur wenig gemein. "Erlaubt ist was gefällt. Auch beim Tuning sind die USA das Land der unbegrenzten Möglichkeiten", sagt Harald Schmidtke, Geschäftsführer des Verbandes der Automobil-Tuner (VDAT). "Hier geht es ums Auffallen um jeden Preis."
Besonders hoch im Kurs stehen jene Autos, die im Alltag selbst in den USA als altmodisch, versoffen und nicht mehr politisch korrekt gelten: Pick-ups, Muscle Cars und Geländewagen. Bei der Messe in Las Vegas ist ein echtes Auto groß und schwer. Ein richtiger Motor hat mindestens sechs, besser aber acht oder zehn Zylinder. Am meisten los ist an den Ständen von General Motors, Ford oder Chrysler, wo die Muscle Cars im Mittelpunkt stehen und die Neuauflagen von Chevrolet Camaro, Ford Mustang und Dodge Challenger das Wettrüsten weiterführen, das vor mehr als 30 Jahren begann. Chrysler etwa montiert den Zehnzylinder aus der Viper in den Challenger und Ford rüstet den Mustang zum mehr als 600 PS starken "Cobra Jet" auf.
Auch für ihre Geländewagen und Pick-ups haben sich die Amerikaner viel einfallen lassen. Sie pflegen die Aufrüstung mit großen Motoren, Rädern und Fahrwerken, deren erhöhte Bodenfreiheit zum Einsteigen eine Leiter erforderlich macht.
Felgen mit Edelsteinen
Ob Hydraulik-Fahrwerk, Airbrush-Lackierung, Glitzergrill oder Kettenantrieb - auffällig sind diese Offroader alle. Zu großen Autos gehören große Räder. 24 Zoll an einer Limousine oder 28 Zoll am Pick-up hat hier jeder. Die größte Felge der Welt hat mit 42 Zoll einen Durchmesser von mehr als einem Meter und kostet im Set 50000 Dollar (rund 38300 Euro). Wer den Felgensatz mit echten Edelsteinen besetzt haben möchte, zahlt eine Million. Aber nicht alles ist gewaltig auf der Tuning-Messe. Liebling der Veredler ist neben den US-Klassikern ein Kleinwagen aus Europa: der Smart, hergestellt im lothringischen Hambach.
Kaum ein anderes Auto wurde so oft und so auffällig modifiziert wie der Zweisitzer, der in den USA seit dem Frühjahr verkauft wird. Die schrillste Version kommt von Karosserie-Bauer George Barris, der den Winzling gemeinsam mit dem Zulieferer Vertical Doors zum Batmobil aufgerüstet hat. Er will den "Batsmart" zu Preisen ab 30000 Dollar (rund 23000 Euro) in einer Kleinserie produzieren. Der Smart ist nicht der einzige Europäer. Weil die deutschen Tuner nach Schmidtkes Angaben einen Großteil ihres Jahresumsatzes von mehr als vier Milliarden Euro in den USA machen, präsentieren sich hier auch Unternehmen wie Carlsson und Brabus. Getunte S-Klassen, BMW X5, Porsche Cayenne oder Audi A5 sind keine Seltenheit.
Besonders auffällig ist der Mercedes GLK. Ihn können die Besucher etwa als Bergrennwagen mit Riesenspoiler und Hybridantrieb oder vom Dach und Seitenscheiben befreiten "Offroadster" bestaunen.