Auf Schimanskis Spuren

Duisburg. "Scheiße" sagt man nicht. Das ist Kommissar Horst Schimanski, gespielt von Götz George, aber egal. Sein erster Satz, den er in seinem ersten "Tatort"-Krimi im Juni 1981 schrie, war: "Du Idiot, hör' auf mit der Scheiße!" Mit dem Idioten meinte er Zottel, der gerade seinen Fernseher aus dem Fenster im zweiten Stock schmiss

 Vielleicht das berühmteste Foto von Götz George als Horst Schimanski: Der Duisburger Hafen war sein natürlicher Lebensraum. Foto: dpa

Vielleicht das berühmteste Foto von Götz George als Horst Schimanski: Der Duisburger Hafen war sein natürlicher Lebensraum. Foto: dpa

Duisburg. "Scheiße" sagt man nicht. Das ist Kommissar Horst Schimanski, gespielt von Götz George, aber egal. Sein erster Satz, den er in seinem ersten "Tatort"-Krimi im Juni 1981 schrie, war: "Du Idiot, hör' auf mit der Scheiße!" Mit dem Idioten meinte er Zottel, der gerade seinen Fernseher aus dem Fenster im zweiten Stock schmiss. Er zerschellte vor einem Haus an der Fürst-Bismarck-Straße in Duisburg-Ruhrort. Dieses Haus ist eine von elf Stationen der "Schimanski"-Tour "Auf Schimmis Spuren in Ruhrort", die die Journalistin Dagmar Dahmen aus einer Liste der Drehorte entwickelt hat. Ein bisschen Action könne dieser Hafenstadtteil nämlich wieder gebrauchen, findet Dahmen.Sie stellt sich auf einen umgedrehten Bierkasten und hält ein großes Foto von der Szene hoch. Sie erzählt den Teilnehmern der Tour, dass der Regisseur den Rausschmiss dreimal drehen ließ. Und dass ein Maler die Wände der Wohnung erst schwarz und am nächsten Tag weiß streichen musste, weil es doch besser aussah.

Einer der Teilnehmer, Johannes Heggen, weiß das, denn dieses Haus hatten seine Eltern damals vermietet, und in die Wohnung im zweiten Stock ist inzwischen seine Schwester gezogen. Er selbst wohnt gegenüber, da wo Schimmi zu Zottel am Fenster hochgeschaut und gebrüllt hatte. Hinter einer Absperrung schrieb Götz George damals Autogramme. "George ist ein Kumpeltyp, sympathisch, passt in seine Rolle. Ich habe bei einigen Dreharbeiten zugesehen, hier in Ruhrort war dann was los", sagt Heggen.

Er kennt alle Drehorte, zu denen Dahmen ihre Gruppe führt, von früher. Bei "Pommes Kalle" am Friedrichplatz - im Fernsehen hieß der Imbiss "Bei Gina" - bestellten Schimmi und sein Kollege Christian Thanner ihre erste Currywurst. Statt Pommes gibt es dort heute Dönertaschen. Der Kiosk und die Telefonzelle, aus der Schimanski nach einem großartigen "Hannelore"-Dialog eilig ein Paar verscheucht hatte, sind vom Platz verschwunden.

Am Hafen gegenüber der Schiffsreparaturfirma Kleinholz sei das berühmteste Foto von Schimanski entstanden, erzählt Dahmen: Er sitzt in seiner beigen Feldjacke auf einer Mauer, Zigarette in der Hand, Pflaster über der Augenbraue.

Die 30-köpfige Gruppe fällt auf. Der Fahrer der Straßenbahn 901, die Schimmi natürlich auch genommen hat, klingelt und winkt. Eine Frau, die ihr Auto abschließt, ruft: "Ist gar nicht so oll hier, oder?" - eine Anspielung auf die Schmuddelecken, die das "Tatort"-Team besonders gerne filmte. Logisch, dass sich viele Duisburger darüber aufregten.

Die letzte Station, die auch die erste der Tour war, ist das Café Kaldi, das früher Schimmis Stammkneipe "Zum Anker" war. Es gehört Britta Gies und Silke Laskowski, die darin "etwas für Duisburg unbedingt Erhaltenswertes" sehen. Die dunkle Holzvertäfelung der einst etwas piefigen Kneipe haben sie behalten. An der Wand hängt die Schallplatte "Schimanskis Tatort-Hits", daneben ein George-Autogramm, eine Filmklappe und an der goldenen Garderobe die Schimmi-Jacke - in der Tasche steckt eine Tüte von seinen zuckerfreien Paroli-Bonbons, eine Rarität. Ein Zeitzeuge und Freund von George, der 84-jährige Manfred Kleinrahm, sitzt auf einem Hocker und erzählt, was er am Filmset als Securitychef erlebt hat: "Das wichtigste Utensil war der Feuerwehrschlauch. Regen musste sein. Wenn die Straßen nass gespritzt waren, glänzten auch die Augen des Kameramannes."

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