Auf den Spuren eines Frauenmörders

Karlsruhe. Im Frühsommer 1959 wird eine junge Studentin bei Tempo 120 aus einem Zug zwischen Heidelberg und Basel geworfen. Der Täter zieht die Notbremse, eilt zum schwer verletzten Opfer, tötet es und vergeht sich an der Leiche. Das war nur eine der grausamen Taten des vor zwei Jahren im Gefängnis gestorbenen Frauenmörders Heinrich Pommerenke

Karlsruhe. Im Frühsommer 1959 wird eine junge Studentin bei Tempo 120 aus einem Zug zwischen Heidelberg und Basel geworfen. Der Täter zieht die Notbremse, eilt zum schwer verletzten Opfer, tötet es und vergeht sich an der Leiche. Das war nur eine der grausamen Taten des vor zwei Jahren im Gefängnis gestorbenen Frauenmörders Heinrich Pommerenke. In Karlsruhe wird jetzt über eine Stadtführung auf den Spuren des Serienmörders nachgedacht - schließlich gebe es in London auch Führungen zum Serienkiller Jack the Ripper. Noch ist nichts entschieden. Doch schon die Pläne sorgen für heftige Diskussionen.Vier Frauen hat Pommerenke im Südwesten auf bestialische Weise ermordet. Dazu kommen Dutzende weitere Verbrechen wie Mordversuche, Vergewaltigungen, Raubüberfälle und Erpressungen. Vor mehr als 50 Jahren wurde er durch einen Zufall gefasst. Er starb im Dezember 2008 im Alter von 71 Jahren im Gefängniskrankenhaus Hohenasperg bei Ludwigsburg - nach fast 50 Jahren Haft.

Der Karlsruher Journalist Thomas Staisch hat die Geschichte des Mörders lange recherchiert und jüngst dazu ein Buch veröffentlicht ("Heinrich Pommerenke, Frauenmörder. Ein verschüttetes Leben"). Sein Wissen will er weitergeben. Mit Mitarbeitern des Karlsruher Tourismusbüros unternahm er kurz vor Weihnachten eine erste Probe-Tour auf den Spuren des Mörders. Pommerenke hatte 1959 auch in Karlsruhe eine Frau getötet und weitere Verbrechen verübt. Kurzzeitig fand er hier sogar Unterschlupf.

"Es geht mir nicht darum, mit der Stadtführung Pommerenke ein Denkmal zu setzen, sondern darum aufzuklären", sagt Staisch. "Es ist ein sehr berühmter Kriminalfall, der zu Karlsruhe gehört." Schließlich gebe es zu allen möglichen Themen Stadtführungen. "Man muss auch zu den dunklen Kapiteln der Stadtgeschichte stehen", meint er. Das sahen Mitarbeiterinnen des Tourismusbüros laut Medien-Berichten offensichtlich nicht viel anders.

Nachdem aber Proteste vor allem älterer Leute gegen das "geschmacklose" Vorhaben eingingen, zeigt man sich beim Tourismus-Büro zugeknöpft. "Es gibt noch keine abschließende Entscheidung", sagt die Chefin Monika Storck. "Wir müssen uns noch Gedanken darüber machen, ob das ganze gegenüber den Opfern und ihren Angehörigen vertretbar ist."

Ein heute 71-jähriger, pensionierter Bahnbeamter, der 1959 beim Nachtdienst von Pommerenke überfallen wurde, findet: "Würdig ist das aus meiner Sicht nicht." Zum einen wird nach seiner Meinung dem Täter ein zu großer Stellenwert eingeräumt. "Und für die Opfer und ihre Angehörigen ist es ein zu trauriges Kapitel." Pommerenke hatte über sich selbst gesagt: "Vor Ihnen sitzt kein Mensch, sondern der Teufel." dpa

"Vor Ihnen sitzt

kein Mensch,

sondern der Teufel."

Heinrich Pommerenke

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