Arglose Schwangere im Wald verbrannt

Berlin · Die verkohlte Leiche wird an einem kalten Januarmorgen in Berlin entdeckt. Bei lebendigem Leib war die schwangere Maria verbrannt, ihre ungeborene Tochter starb im Bauch. Nun wurden die Täter verurteilt.

Die letzten Sekunden im Leben der Maria P. sind eindrücklich dokumentiert: Schwer verletzt von zwei tiefen Messerstichen im Bauch und den Hieben eines Schlagstocks versucht sie panisch, ihren benzingetränkten, brennenden Mantel über den Kopf zu ziehen. Sie taumelt ein paar Meter durch den stockfinsteren Wald mit der dünnen Schneedecke. Wenige Sekunden später wird sie vor Schmerz bewusstlos. Ihr Kreislauf kollabiert und die acht Monate alte, ungeborene Tochter der 19-Jährigen starb in ihrem Bauch. Es ist ein schauderhafter Tod am späten Abend des 22. Januar 2015, weshalb das Landgericht Berlin bei der Bestrafung von Marias Mördern hohe Strafen verhängt. Zu je 14 Jahren Haft verurteilte die Jugendrichterin Regina Alex gestern den Kindsvater Eren T. und dessen Helfer Daniel M..

Weil das Gericht die besondere Schwere der Schuld feststellt, darf es über das für Heranwachsende übliche Strafmaß von maximal zehn Jahren für Mord hinausgehen. Mit ruhiger Stimme verliest die Richterin Unfassbares: Die angehende Köchin Maria P. aus dem Stadtteil Hohenschönhausen musste sterben, weil sich ihr Ex-Freund durch das Kind in seiner Freiheit eingeschränkt gefühlt hätte. Und weil er in Daniel M. einen Helfer fand, der schon immer wissen wollte, "wie das Gefühl ist, einen Menschen umzubringen". Reglos nehmen die beiden 20-Jährigen das Urteil zur Kenntnis. Der als Nebenkläger auftretende Bruder des Opfers begrüßt zwar die Strafe. Eine Todesspritze "wie in den USA" wäre ihm dennoch lieber gewesen, sagt er verbittert. Sein Anwalt Roland Weber bezeichnet die Erfolgsaussichten der von der Verteidigung angekündigten Revisionsanträge als "verschwindend gering". Das Gericht ist überzeugt, dass Daniel zugestochen und Maria festgehalten hat, als Eren sie anzündete. Eren T., ein schmächtiger Junge mit großen Augen und schwarzen Locken, sucht gerade eine Ausbildungsplatz, als seine Freundin Maria im Sommer 2014 schwanger wird. Sie will das Kind behalten.

Vor allem Eren und seine Eltern drängen das ihnen bis dahin unbekannte Mädchen zur Abtreibung. In dieser Zeit nimmt Eren Kontakt zu seinem ehemaligen Mitschüler Daniel auf, ein vorbestrafter Arbeitsloser aus kaputtem Elternhaus. Der massige Rotschopf wird da gerade zum zweiten Mal Vater, mit 19 Jahren. Ein Gutachter attestiert ihm eine Persönlichkeitsstörung. Sein Hang zur Gewalt nähre sich aus der Lust an Sensationen, um die depressive Leere in seinem Leben zu füllen. Beiden Angeklagten bescheinigen Gutachter ein stark abwertendes Frauenbild.

Fünf Monate später hat Eren wieder Kontakt mit Maria. Die Nacht zum 22. Januar 2015 verbringt Eren wieder bei Maria, sie glaubt an eine Versöhnung. Zwei Tage später locken die Männer Maria in das Waldstück am Rande Berlins. Sie haben ein Brotmesser, einen Totschläger und Benzin dabei.

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