Antarktis-Rand wird größte Meeresschutzzone

Hobart · Fünf Jahre lang haben 24 Länder und die EU verhandelt. Jetzt ist es beschlossen. Südlich von Neuseeland in der Antarktis wird mit 1,55 Millionen Quadratkilometern die weltgrößte Meeresschutzzone eingerichtet.

 In der neuen Schutzzone ist das Fischen nur noch zu wissenschaftlichen Zwecken erlaubt. Bislang macht beispielsweise Russland dort noch im großen Stil Jagd auf schwarze Seehechte. Foto: dpa

In der neuen Schutzzone ist das Fischen nur noch zu wissenschaftlichen Zwecken erlaubt. Bislang macht beispielsweise Russland dort noch im großen Stil Jagd auf schwarze Seehechte. Foto: dpa

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Sie gilt als der frostige "Garten Eden". Die größte Meeresschutzzone der Welt. Sie entsteht in der Antarktis nahe des Südpols. Nach fünf Verhandlungsjahren haben das 24 Länder und die Europäische Union gestern zum Abschluss des Treffens der Kommission für die Erhaltung der lebenden Meeresschätze in der Antarktis beschlossen. Das Gebiet südlich von Neuseeland ist mit 1,55 Millionen Quadratkilometern viermal so groß wie Deutschland.

Welche Tiere leben in der Schutzzone?

Ein Drittel der nur in der Antarktis vorkommenden Adelie-Pinguine, ein Viertel der Kaiserpinguine, ein Drittel der Sturmvögel, die Hälfte der südpazifischen Weddel-Robben, sagt die Umweltstiftung WWF. Dazu kommen Schwertwale und Zwergwale sowie Dutzende Fischarten.

Kann man dann bald dort hinfahren und Tiere beobachten?

Schwierig. Das Schutzgebiet liegt mehr als 3500 Kilometer südlich von Neuseeland in einer sehr gefährlichen Meeresregion, dem Rossmeer. Man wäre einige Tage mit dem Schiff unterwegs.

Wenn das so abgelegen ist, sind dort bestimmt auch nicht viele Fischfangflotten unterwegs. Warum muss das Gebiet geschützt werden?

Die Region ist wegen ihrer Lage eines der wenigen noch intakten Ökosysteme der Welt. Dieses muss nach Überzeugung der Wissenschaftler unbedingt erhalten bleiben - auch, um die Auswirkungen des Klimawandels ohne andere Einflüsse zu untersuchen.

Also wird dort gefischt?

Russische Fischer machen dort zum Beispiel Jagd auf schwarze Seehechte. Die Befürchtung ist: Wenn die Meerestemperaturen steigen, werden mehr Fische in die kälteren Antarktisgewässer ziehen, und die Fischer würden folgen. Hinzu kommt: In der Region gibt es Krill, kleine Krebstiere, die Nahrung für viele Meereslebewesen sind und am Anfang vieler Nahrungsketten stehen. Wenn das Ökosystem gestört wird und Krill zurückgeht, hungern etwa Fische, Wale und Pinguine . Aber zu wissenschaftlichen Zwecken darf dort noch gefischt werden. Eine ähnliche Bestimmung nutzen die Japaner aus, um trotz weltweiten Walfangverbots Wale zu fangen.

Ist das nicht ein Schlupfloch?

Die Umweltschützer sagen nein, das sei in der Vereinbarung ziemlich klar umrissen: Gefischt werden dürften nur kleine Mengen, um die Fisch-Populationen zu untersuchen.

Wenn das Gebiet mehr als viermal so groß ist wie Deutschland, wie soll das überwacht werden?

Gute Frage. Andrew Wright, der Vorsitzende der Kommission, sagt, das Kleingedruckte müsse noch ausgearbeitet werden.

Sind die Wale in der Zone vor der japanischen Harpunen sicher?

Japan ist Mitglied der Kommission, es ist schwer vorstellbar, dass die Japaner zugestimmt hätten, wenn sie sich damit das Walfangen verbieten würden.

Die Antarktis, das war eines der wenigen noch verbliebenen Touristenabenteuer. Sind Kreuzfahrten jetzt verboten?

Dort, wo die Schutzzone entsteht, gibt es keinen Tourismus. Kreuzfahrtschiffe wären von Neuseeland aus mehrere Tage unterwegs. Die Antarktis-Kreuzfahrten starten meist in Argentinien und Chile, auf der anderen Seite. Damit sind sie nicht betroffen.

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