Amoklauf aus Rache für schlechte Noten

Frankenthal. Ein 23-Jähriger hat gestanden, seinen früheren Lehrer an einer Berufsschule in Ludwigshafen erstochen zu haben. Seit gestern muss sich der junge Mann wegen Mordes vor dem Landgericht Frankenthal verantworten. "Ich wollte mich rächen für die jahrelangen Demütigungen", sagt er am ersten Prozesstag. Und das sechs Jahre nachdem Florian K

Frankenthal. Ein 23-Jähriger hat gestanden, seinen früheren Lehrer an einer Berufsschule in Ludwigshafen erstochen zu haben. Seit gestern muss sich der junge Mann wegen Mordes vor dem Landgericht Frankenthal verantworten. "Ich wollte mich rächen für die jahrelangen Demütigungen", sagt er am ersten Prozesstag. Und das sechs Jahre nachdem Florian K. die Schule ohne Abschluss verlassen hat. Reue zeigt er keine. Offenbar beabsichtigte er am 18. Februar 2010, noch weitere Menschen zu töten. "Ich frage mich immer wieder, warum ich es nicht voll durchgezogen habe", sagte er vor Gericht. Bereits 2008 kündigte er in seinem Tagebuch einen Amoklauf in Ludwigshafen an. Er führte eine Todesliste mit 15 Namen vor allem von Lehrern. Darüber hinaus werde er "viele, viele" weitere Lehrer und Schüler "nach eigenem Ermessen exekutieren". Am Tattag betritt Florian K. gegen zehn Uhr das Berufsschulzentrum im pfälzischen Ludwigshafen. Laut Anklage plant der 23-Jährige, den Schulleiter sowie drei Lehrer zu töten. Sein Motiv: Rache für angeblich schlechte Benotung und dafür, dass die Lehrer ihn nicht vor Mobbing geschützt hätten. Er lässt den 58-jährigen Lehrer aus dem Unterricht rufen, lockt ihn ins Treppenhaus und sticht mit einem Kampfmesser fünf Mal auf ihn ein. "Ich wollte es nicht vor den Augen der Schüler machen. Es wäre ein ziemlicher Schock gewesen", sagt Florian K. Er habe weder bei der Tat noch beim Anblick des sterbenden Lehrers etwas empfunden und findet kein Wort des Bedauerns oder der Entschuldigung für die Hinterbliebenen. Auf die Frage, ob seine Rache gerechtfertigt gewesen sei, antwortet er vor Gericht: "Ja, irgendwie." Ob er wisse, was der Tod des Lehrers für die Angehörigen bedeute, wird er gefragt: "Dazu kann ich nichts Großes sagen." Auch nicht, warum er gerade diesen Lehrer erstach und auch den neuen Direktor töten wollte, den er gar nicht kannte. Seine Verteidigerin Gabriele Hass glaubt: "Die Angehörigen tun ihm Leid, er kann seine Gefühle aber nicht ausdrücken." Mitgefühl mit dem Opfer hat er jedoch offenbar keines. "Sein Mitleid hält sich in Grenzen", sagt Anwältin Haas. Sie führt sein Verhalten auf einen Gendefekt zurück, der zu einer Veränderung der Persönlichkeit geführt habe. Die Schuldfähigkeit ihres Mandanten sei daher erheblich vermindert, sagt Haas und verweist auf ein Gutachten. Die Erkrankung habe auch zu einer extremen Gewichtszunahme geführt. Als Schüler sei er deshalb von anderen gehänselt und auch geschlagen worden. Florian K. isoliert sich immer mehr und sein Hass auf die Welt wächst. Und der Wunsch, es denen heimzuzahlen, die ihn angeblich so tief verletzt haben. Auch den Lehrern, die ihn seiner Ansicht nach nicht beschützt haben.

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