Alles Gute, eiserne Madame!

Als monströse Schande wurde der Eiffelturm von Künstlern und Parisern beschimpft, bevor er 1889 eröffnet wurde. Doch vom ersten Moment an stürmten Besucher den kolossalen Metallbau an der Seine.

Paris. Es ist eine Liebesgeschichte mit Anlaufschwierigkeiten. Namhafte Persönlichkeiten liefen Sturm, als zur Pariser Weltausstellung 1889 am Ufer der Seine ein riesiger Stahlturm errichtet werden sollte. Die Schmähungen reichten vom "riesigen, ungraziösen Skelett" über den "monströsen Turm" bis hin zur "Schande von Paris". Als der Eiffelturm dann aber errichtet war und beeindruckende 324 Meter in die Höhe ragte, wurde das Monument sofort zum Besuchermagneten - und ist es bis heute, 125 Jahre nach seiner Eröffnung, geblieben.

Mehr als 250 Millionen Menschen haben den Eiffelturm - Wahrzeichen von Paris und eines der bekanntesten Bauwerke der Welt - inzwischen besucht. Manche mühten sich die 1665 Stufen hoch, andere nahmen einen der Fahrstühle. Jährlich sind es inzwischen knapp sieben Millionen Besucher. Der Eiffelturm ist damit nach Angaben seines Betreibers das meistbesuchte zahlungspflichtige Monument der Welt. In zwei Jahren, zwei Monaten und fünf Tagen wurde der spitz zulaufende Stahlkoloss damals errichtet, 18 000 Eisenteile und zweieinhalb Millionen Nieten wurden verbaut. Dem Schriftsteller Guy de Maupassant, dem Komponisten Charles Gounod und weiteren namhaften Parisern, die sich in einem wütenden Protestschreiben gegen den Bau des Eiffelturms gewandt hatten, hatte Ingenieur Gustave Eiffel die "Stärke und Schönheit" seiner offenen Stahlkonstruktion entgegengehalten - und "die Anziehungskraft, den Charme des Kolossalen".

Auch an das französische Nationalbewusstsein wusste Eiffel zu appellieren: "Frankreich wird die einzige Nation sein, deren Flagge eine 300 Meter lange Fahnenstange hat." Tatsächlich war der Eiffelturm, der am 31. März 1889 zur Weltausstellung eröffnet wurde, das damals höchste Gebäude der Welt - und blieb es vier Jahrzehnte lang, bis das Chrysler Building in New York ihm den Rang ablief. Dabei sollte der Eiffelturm eigentlich gar nicht so lange stehen bleiben, sondern nach 20 Jahren wieder abgerissen werden. Doch Anfang des 20. Jahrhunderts war er längst zum Wahrzeichen von Paris geworden, nützlich war er auch als Sendeturm. Seit seiner Errichtung hat der Eiffelturm, dessen Stahlkonstruktion ohne die Aufbauten 7300 Tonnen wiegt, die Menschen in seinen Bann gezogen. Schon während der Weltausstellung 1889 bestiegen knapp zwei Millionen Besucher den Turm, Maler wie Marc Chagall und Robert Delaunay verewigten die elegante Konstruktion auf ihren Gemälden. Legendär ist auch die Beleuchtung des Eiffelturms zu besonderen Anlässen: So wurde er zum chinesischen Neujahr 2004 in tiefes Rot getaucht. Keinen besonderen Anlass braucht es für das Lichtspektakel, das sich bei Dunkelheit allabendlich zur vollen Stunde ereignet: 20 000 Glühbirnen blitzen dann über fünf Minuten abwechselnd auf, verwandeln den Eiffelturm in eine Art glitzernden Riesen-Weihnachtsbaum.

Die alltäglichen Probleme von Paris lassen sich aber auch am Eiffelturm ablesen, der von den Bewohnern der Hauptstadt liebevoll "alte Eisendame" genannt wird. Taschendiebe treiben vor und in dem Monument ihr Unwesen, weshalb die Behörden vergangenes Jahr uniformierte Polizisten auf den Turm schickten. Zur Hochsaison müssen Touristen angesichts langer Schlangen viel Geduld mitbringen. Immer wieder muss der Besuchermagnet zudem wegen Streiks der Belegschaft schließen. Und bei der Luftverschmutzung wirkte der Eiffelturm zuletzt wie ein mahnender Zeigefinger: Als Mitte März die zulässigen Höchstwerte für Feinstaub-Partikel teils dramatisch überschritten wurden, umhüllte ein schmutzig-gelbgrauer Schleier den Eiffelturm.

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