Akute Lawinengefahr in den Alpen

Oberstdorf/München. Andreas Tauser von der Oberstdorfer Bergwacht befürchtet das Schlimmste: "Wenn jetzt die Sonne rauskommt, werden sich die Skitourengeher von den Warnungen kaum zurückhalten lassen

Oberstdorf/München. Andreas Tauser von der Oberstdorfer Bergwacht befürchtet das Schlimmste: "Wenn jetzt die Sonne rauskommt, werden sich die Skitourengeher von den Warnungen kaum zurückhalten lassen." Nach den anhaltenden Niederschlägen, die in den bayerischen Alpen bis zu 50 Zentimeter, im Allgäu sogar bis zu 60 Zentimeter Neuschnee brachten, werde die ab Mittwoch angekündigte Sonneneinstrahlung die akute Lawinengefahr noch verschärfen.Durch die wärmeren Temperaturen sei oberhalb der Waldgrenze verstärkt mit der Selbstauslösung von Lawinen zu rechnen, sagt der Leiter der Warnzentrale in München, Bernhard Zenke. Derzeit herrscht die zweithöchste Warnstufe vier. Bei den Bergwacht-Bereitschaften zwischen Berchtesgaden und Oberstdorf wächst deshalb die Sorge, dass die prekäre Situation im bayerischen Alpenraum Skitourengehern und Variantenfahrern, die abseits der Pisten unterwegs sind, in den nächsten Tagen zum Verhängnis werden könnte.

Während im österreichischen Vorarlberg, wo ganze Dörfer von der Außenwelt abgeschnitten waren, die Warnstufe inzwischen von vier auf drei herabgesetzt wurde, rechnet die Lawinenwarnzentrale in München für den bayerischen Alpenraum mit einem Anstieg der Lawinen. Oberhalb der Baumgrenze, also in Höhen über 1800 Metern, könnte die Erwärmung zu einem zusätzlichen Lastendruck auf die Schneedecke und damit zur Selbstauslösung von Lawinen führen. Mit dem Ausrufen der höchsten Warnstufe fünf wird allerdings nicht gerechnet.

"Die Nordseite der Alpen hat wie ein Schneezaun gewirkt", beschreibt Tauser die Situation. Die größere Menge an Schnee hat sich hinter der ersten Gebirgskette zum Beispiel in Vorarlberg meterhoch aufgetürmt. In den bayerischen Skigebieten hat der Sturm zu Schneeverfrachtungen geführt, die nicht auf eine Himmelsrichtung beschränkt sind.

In den Skigebieten rund um Oberstdorf haben Bergbahnbetreiber und die örtlichen Lawinenkommissionen seit Weihnachten öfter Pisten sperren müssen. Inzwischen sind nur noch wenige Strecken wegen Lawinengefahr nicht befahrbar. Bei Besserung der Sichtverhältnisse sollen am heutigen Mittwoch einige Gefahrenstellen gesprengt werden.

Bergbahnchef Augustin Kröll rechnet allerdings nicht damit, dass dabei vorsorglich Lawinen ausgelöst werden: "Dafür ist der Schnee schon zu kompakt und hat sich gesetzt. Aber wir gehen auf Nummer sicher." Zu den Sicherheitsvorkehrungen an den Liften gehört auch, dass die aktuellen Lawinenwarnberichte ausgehängt werden und an den Stellen, die von Variantenfahrern gerne zum Verlassen der Pisten genutzt werden, Absperrungen angebracht werden. "Wir hoffen darauf, dass Skifahrer und Snowboarder vernünftig sind und sich dran halten", sagt Kröll.

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