Abschied von Heidi

Leipzig. Ihr unvergleichlicher Silberblick hat sie weltberühmt gemacht - Heidi, die schielende Beutelratte aus dem Leipziger Zoo. Gestern Vormittag musste der Zoo eine traurige Erklärung abgeben: "Das schielende Opossum Heidi hat die Augen für immer geschlossen." Überraschend kam das Ende nicht. Heidi war mit dreieinhalb Jahren im fortgeschrittenen Opossum-Alter

 Die dreieinhalbjährige Beutelratte Heidi musste eingeschläfert werden. Foto: dpa

Die dreieinhalbjährige Beutelratte Heidi musste eingeschläfert werden. Foto: dpa

Leipzig. Ihr unvergleichlicher Silberblick hat sie weltberühmt gemacht - Heidi, die schielende Beutelratte aus dem Leipziger Zoo. Gestern Vormittag musste der Zoo eine traurige Erklärung abgeben: "Das schielende Opossum Heidi hat die Augen für immer geschlossen." Überraschend kam das Ende nicht. Heidi war mit dreieinhalb Jahren im fortgeschrittenen Opossum-Alter. Zuletzt hatte sich die Arthrose-Kranke in ihrem düsteren Vulkanstollen kaum noch bewegt. Um dem Tier Leiden und Schmerzen zu ersparen, wurde das Opossum eingeschläfert, erklärte Zoo-Direktor Jörg Junhold.Der Leipziger Zoo verliert damit einen Besuchermagneten - und die Presse- und Internetwelt einen tierischen Star. Nach der sparsamen Veröffentlichung von Fotos und Fernsehfilmchen stand Heidi im Mittelpunkt medialer Aufregung, lange bevor Zoo-Besucher sie überhaupt sehen konnten. Die Beutelratte mischte im Februar bei der Oscar-Verleihung mit - ein US-Fernsehsender ließ sie als Orakel die Preisträger voraussagen. Bei Facebook scharte sie eine Fan-Gemeine um sich wie kein Opossum vor ihr. Gestern hatte sie in dem sozialen Netzwerk 333 000 Fans.

Die Nachricht von Heidis Tod verbreitete sich im Internet rasend schnell. "Ruhe in Frieden", wünschten ihre Facebook-Freunde. Auch Twitter reagierte: "Trotz des Ablebens von Opossum Heidi scheinen die Börsen relativ stabil zu sein", kommentierte "§Chappi_Baxton" die Kunde aus dem Leipziger Gondwanaland.

Zoo-Chef Junhold hatte den Wirbel um Heidi immer mit gemischten Gefühlen betrachtet. Die Kritik am Umgang mit Zoo-Lieblingen wie Eisbär Knut in Berlin kann auch an ihm nicht vorbeigegangen sein. Und der Werbe-Effekt eines Tier-Stars war dem erfahrenen Direktor natürlich bewusst, aber er betonte auch gestern wieder: "Wir haben bei allen Anfragen und Entscheidungen stets das Wohl des Tieres in den Mittelpunkt gestellt." Heidi-Kuchen, Heidi-Plüschtiere und ein Heidi-Handy-Spielchen gab es trotzdem, alles mit offizieller Lizenz des Zoos. Die Einnahmen gingen nach Junholds Angaben in Artenschutzprojekte.

Heidi war erst voriges Jahr aus einem dänischen Zoo nach Deutschland gekommen - mit deutlich zu viel Pfunden auf den Rippen. Das Virginia-Opossum wurde auf Diät gesetzt. Das Übergewicht soll auch Ursache des Schielens gewesen sein - die Fettpolster drückten auf Heidis Augen.

Hintergrund

 Die dreieinhalbjährige Beutelratte Heidi musste eingeschläfert werden. Foto: dpa

Die dreieinhalbjährige Beutelratte Heidi musste eingeschläfert werden. Foto: dpa

Tierische Sonderlinge werden mitunter zu Stars. So etwa das Krakenorakel Paul, das 2010 den Ausgang der WM-Spiele voraussagte. Oder Problembär Bruno, der 2006 durch die bayerischen Wälder stapfte und schließlich erschossen wurde. 2007 eroberte das Berliner Eisbär-Baby Knut die Herzen der Menschen. Im März dieses Jahres starb Knut im Wasser des Berliner Eisbärgeheges. dpa

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