Abschied von der „Eisernen Lady“

London · Auch wenn die Trauerfeier für Margaret Thatcher rein formell kein Staatsbegräbnis war, fiel sie doch opulent aus. Auch Queen Elizabeth II. war unter den Trauergästen für die Ex-Premierministerin.

Es war rein protokollarisch kein volles "Staatsbegräbnis", aber seit Winston Churchill wurde keine politische Persönlichkeit mit solch einer großen Zeremonie zur letzten Ruhe geleitet wie Margaret Thatcher. Und wie einst 1965 beim Abschied von dem legendären Kriegspremier gaben die Queen und Prinz Philip der ersten und einzigen britischen Premierministerin mit Thatchers Angehörigen und 2000 Trauergästen in der St. Pauls Kathedrale die letzte Ehre.

Der Bischof von London Richard Chartres sprach in seiner Predigt die Kontroverse an, die wie zu ihrem Leben auch zu ihrem Tod die Gemüter erhitzte: "Es gibt durchaus einen legitimen Platz für die Diskussion um ihr Vermächtnis", sagte der Bischof. "Aber dies ist hier nicht der richtige Ort und Zeitpunkt dafür. Die ist nach Thatchers ausdrücklichem Wunsch ein Trauergottesdienst. Sie wollte keine Gedenkfeier mit Eulogien." Und so betonte Chartres die Frau hinter der "Symbolfigur" und würdigte die unglaubliche Karriere der "Krämertochter" in einer Zeit, in der die britische Politik fast ausschließlich eine reine Männerdomäne war, in der Frauen und besonders Mütter keine Chancen hatten.

Wie bei englischen Trauerfeiern üblich, entspannte der Bischof die wehmütige Stimmung mit heiteren Anekdoten. Und als Beispiel für den resoluten und realistischen Charakter erzählte er, wie die Premierministerin während eines Festessens bei seinem theologischen Diskurs fest seine Hand ergriff und ihn warnte: "Bischof, lassen Sie die Finger von der Entenpastete. Sie macht nur fett."

4000 Polizisten

Die Abschiedsreise Margaret Thatchers durch die Straßen Londons vorbei am Parlament und der Downing Street war jedoch eine symbolträchtige Huldigung an ihre weltgeschichtliche Bedeutung als Siegerin im letzten britischen Kolonialkrieg. Soldaten jener Einheiten, die sich im Falklandkrieg besonders ausgezeichnet hatten, schulterten den mit einem "Union Jack" eingehüllten Sarg. Die Menschenmenge auf den Bürgersteigen huldigte der toten Premierministerin spontan mit Beifall und die befürchteten Störungen durch Demonstranten blieben aus. Die 4000 Polizisten, die den Trauerzug sicherten, brauchten nicht einzuschreiten.

Thatchers Tochter Carol und ihr Zwillingsbruder Mark betraten kurz vor der Queen die Kathedrale, in der 2000 Gäste aus aller Welt von der Frau Abschied nahmen, die elf Jahre lang Großbritannien und auch der internationalen Politik ihren Stempel aufdrückte. Die Bundesrepublik wurde von Außenminister Guido Westerwelle repräsentiert, der den "eisernen Willen Margaret Thatchers und ihr Glaube an die Kraft des Individuums" rühmte. Premierminister David Cameron verlas eine Bibelstelle. Zuvor hatte er in der BBC behauptet: "Wir sind heute alle Thatcheristen".

Bei den hitzigen Debatten nach dem Tode der "Eisernen Lady" mag man daran Zweifel haben. Aber für diesen würde- und prachtvollen Abschied galten die Worte des Bischofs von London: "Nach den Stürmen der Kontroverse in ihrem Leben ist nun die Ruhe eingekehrt."

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