Die blauen Wichte werden 60 Schlumpfhausen feiert Geburtstag

Die Schlümpfe werden 60. Aus diesem Anlass blicken wir in einem ABC auf den Mikrokosmos der blauen Wichte.

 Schlumpf-Erfinder Pierre Culliford (1928-1992) bei der Arbeit: Ihm selbst habe der Überraschungsschlumpf (Zeichnung oben) am besten gefallen, sagt seine Tochter Véronqiue.

Schlumpf-Erfinder Pierre Culliford (1928-1992) bei der Arbeit: Ihm selbst habe der Überraschungsschlumpf (Zeichnung oben) am besten gefallen, sagt seine Tochter Véronqiue.

Foto: dpa/-

Alter: Vor 60 Jahren waren die Schlümpfe erstmals zu sehen – im belgischen Magazin „Spirou“ in der Ausgabe vom 23. Oktober 1958.

Brillenschlumpf: der ewige Besserwisser. Am Ende seiner endlosen Vorträge mit erhobenem Zeigefinger hat ihn meist einer seiner Mitschlümpfe niedergestreckt.

Culliford: Pierre Culliford (1928-1992), besser bekannt unter seinem Künstlernamen Peyo, erfand die Wichte für seinen Mittelalter-Comic „Johann und Pfiffikus“. Seinen Geburtstag, den 25. Juni, haben Freaks weltweit zum alljährlichen „Weltschlumpftag“ ausgerufen.

Dorf: Das Schlumpfdorf, später auch „Schlumpfhausen“ genannt, mit seiner Brücke, der Furt, dem Feld, dem umliegenden Wald, vor allem aber seinen ausgehöhlten Wohnpilzen ist das kleine Universum der Schlümpfe.

Einigkeit: macht stark. Doch immer wieder wird die Eintracht im Schlumpfdorf auf die Probe gestellt.

Faschismus: Der Soziologe und Autor Antoine Bueno hält die Schlümpfe für ein Abbild einer stalinistischen oder faschistischen Gesellschaft. Der Große Schlumpf als autoritärer Führer mit roter Jakobinermütze, die Schlümpfe als Kollektiv ohne persönlichen Besitz und im gemeinsamen Arbeitseinsatz an der Brücke. Dabei unterstellt er dem Schlumpfvater Peyo nicht mal eine tatsächliche derartige Gesinnung. Der Phänotyp seiner Wichte freilich sei in aller Arglosigkeit den autoritären Anschauungen der Nachkriegszeit verhaftet.

Gurgelhals/Gargamel: Der böse Zauberer mit seinem Kater Azrael ist so etwas wie der natürliche Feind der Schlümpfe – und Rivale des Großen Schlumpfs. Für den Soziologen Bueno fügt er sich als Verkörperung des „Ewigen Juden“ ins Bild einer totalitären Weltanschauung.

Großer Schlumpf: Der alte Mann in Rot ist Herz und Vaterfigur des Schlumpfdorfs. Er weiß meistens eine Lösung, motiviert, tröstet oder braut den entscheidenden Trank.

Hitparade: Das „Lied der Schlümpfe“ stürmte 1977/78 die internationalen Charts. Der Niederländer „Vader Abraham“ nahm sich so sein Stück von der Schlumpftorte.

Individualismus: Die Schlümpfe sehen fast alle gleich aus. Man erkennt sie vor allem an ihren Attributen oder Arbeitsgeräten. Bei alledem sind sie aber am Ende doch sehr individuell.

Jakobinermützen: Modegimmick und Alleinstellungsmerkmal der Schlümpfe – neben ihrer blauen Hautfarbe.

Kommerz: Er hält Ende der 1960er Jahre Einzug im „Verwunschenen Land“ – mit eigenen TV-Sendungen (seit 1963) und abendfüllendem Kino (1975). In den 1980er Jahren entstehen mehr als 250 US-TV-Filme. Millionen verkaufter Comicalben und Videos, Plastikfiguren, Schlumpfhäuser und Accessoires – ein schlumpfiges Geschäft.

Liebe/Sexualität: Die Schlumpfgesellschaft war ursprünglich asexuell. Doch Zauberer Gargamel schmuggelt ein Weibchen ins Dorf, das „Schlumpfinchen“, das für einige Unordnung sorgt.

Miesepeterschlumpf: Er macht es seinen Mitschlümpfen nicht leicht. Egal, was das Thema ist, er zieht einen Flunsch und lehnt die Sache rundweg ab: („Ich mag keine ...“).

Namen: Eigene Namen haben die kleinen Individuen eigentlich nicht. Sie heißen einfach nur „Schtroumpf“ (französisch), „Smurf“ (niederländisch), „Schlumpf“ (deutsch). Im Lauf der Jahre setzt sich dann aber doch ein beherrschendes Attribut durch beim Dichterschlumpf, Muskelschlumpf, Eitlen Schlumpf, Fliegenden Schlumpf, Faulpelzschlumpf.

Olympia: Auch Olympische Schlumpf-Spiele dürfen nicht fehlen. Der mit dem meisten Herzblut dabei ist, bringt leider die wenigsten Talente und geringsten Kräfte mit.

Population: liegt stabil bei 100. Zu- und Abgänge sind nicht vorgesehen.

Quotenfrau: Vom infiltrierten Schlumpfinchen war schon die Rede. Die patriarchale Führungsstruktur und Lebensweise der Schlümpfe war dem aufkeimenden Feminismus der 1970er Jahre ein Dorn im Auge. Doch mit burschikoser schwarzer Kurzhaarfrisur bleibt Schlumpfinchen chancenlos; Blondinen sind auch bei den Blauen bevorzugt.

Rotkäppchen: Das harmlose Theaterstück „Rotschlümpfchen und Schlumpfkäppchen“ macht Schlumpfhausen 1972 zur geteilten Stadt. Der gleichnamige Band reflektiert den belgischen Sprachenstreit und gehört zu den besten überhaupt. Bis heute ist die Frage ungeklärt: „Schlumpfzieher“ oder „Korkenschlumpf“?

Schwarzschlümpfe: Eine von der Mücke Bss übertragene Seuche wird zur wohl schwersten Bedrohung in der Geschichte des Schlumpfdorfs. Zum Glück entdeckt der Große Schlumpf noch kurz vor seiner eigenen Ansteckung das Heilmittel, die Tuberoseblüte.

Trompeterschlumpf: ist ein eher mittelbegabter Musiker („truuiiiit!“). Doch als Ausrufer des Königs und später als Garde-Chef sieht er seine große Chance gekommen.

Usurpation: „Schlumpfissimus, König der Schlümpfe“ – das politischste Schlumpfalbum (1964). Hier geht es um die Versuchung der Macht, um Anpassung und Widerstand und um Wiedergutmachung.

Verwunschenes Land: Die Heimat der Schlümpfe kann nur durch großen Zufall, durch Zauberei oder unter körperlichen Strapazen erreicht werden. Nur weil Johann, Knappe des Königs, und sein Gehilfe Pfiffikus nach den Herstellern einer gestohlenen Zauberflöte suchen, kommt es vor 60 Jahren zur Begegnung der schlumpfigen Art.

Weltraum: 1969/70, kurz nach der Mondlandung von Apollo 11, sucht auch der „Cosmo-Schtroumpf“ seine Zukunft im All.

Xenophobie: Könnte ein Thema sein angesichts der fast hermetischen Lage von Schlumpfdorf. Aber eigentlich sind die kleinen Blauen ganz zutraulich.

Youtube: hält jede Menge Schlumpfiges bereit.

ABC zum 60. Geburtstag der Schlümpfe
Foto: dpa/-

Zauberflöte: Das erste Schlumpfabenteuer, eingebettet in den Comic „Johann und Pfiffikus“. Die Schlümpfe eroberten die Herzen des Publikums im Sturm. Schon neun Monate nach ihrer „Geburt“ erhielten sie im Juli 1959 ihre erste eigene Fortsetzungsgeschichte: „Blauschlümpfe und Schwarzschlümpfe“.

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