80 Jahr, brünettes Haar

Zürich · Mehr als 1000 Songs. Mehr als 100 Millionen verkaufte Platten. Mehr als ein halbes Jahrhundert auf der Bühne. Und nun, mit 80 Jahren, dreht Udo Jürgens noch einmal richtig auf.

 Der österreichische Sänger und Komponist Udo Jürgens hat heute Geburtstag. Viele Male war er im Saarland zu Gast, wie im unteren Bild im Jahr 1969 in Saarbrücken. Fotos: Ossinger,dpa (o.)/Hartung

Der österreichische Sänger und Komponist Udo Jürgens hat heute Geburtstag. Viele Male war er im Saarland zu Gast, wie im unteren Bild im Jahr 1969 in Saarbrücken. Fotos: Ossinger,dpa (o.)/Hartung

Er hat Klatschtanten humorvoll in den Sahnetod geschickt und griechischen Wein zum Ohrwurm gemacht. Er hat Spießigkeit und Heuchelei in ehrenwerten Häusern entlarvt. Und immer wieder hat Udo Jürgens die Sonne, die Hoffnung und die Liebe hochleben lassen. Jetzt wird der große Entertainer 80 Jahre alt - und fühlt sich nach eigenem Bekunden wie mit knapp über 50. Grund genug, noch mal richtig durchzustarten.

Kluge Texte zu großen Melodien - das ist seit Jahrzehnten das Markenzeichen des Unterhalters. Seine Karriere gleicht einer Rekordstatistik: Jürgens komponierte mehr als 1000 Songs, von denen etliche zu Superhits wurden. Er spielte mehr als 50 Alben ein und verkaufte mehr als 100 Millionen Tonträger. Seine Live-Auftritte mit Hits wie "17 Jahr, blondes Haar", "Aber bitte mit Sahne", "Griechischer Wein" oder "Immer wieder geht die Sonne auf" sind für viele bis heute Kult.

Schon als Junge spielte der 1934 in Klagenfurt geborene Sohn der großbürgerlichen deutsch-österreichischen Familie Bockelmann Mundharmonika und Akkordeon, bald auch Klavier. Doch beinahe wäre in der ungeliebten Hitlerjugend die Musikerkarriere des Udo Jürgen Bockelmann verhindert worden: Das junge Talent bekam eine so brutale Ohrfeige, dass seine Hörfähigkeit auf einer Seite vermindert wurde. Krieg und Nachkriegszeit seien auch für ihn bedrückende Jahre gewesen, berichtete Jürgens 2004 in seinem Bestseller "Der Mann mit dem Fagott". Damals entstand wohl schon jenes "unstillbare Harmoniebedürfnis", zu dem Jürgens sich stets bekannte. Manch anderen in der Unterhaltungsbranche hätte so ein Grundgefühl zu watteweichem Schmusekitsch verleiten können. Jürgens hingegen bewies als "Chansonnier deutscher Sprache", dass Popmusik und geistiger Anspruch keineswegs Gegensätze sein müssen.

Den internationalen Durchbruch ersang sich Jürgens 1966 bei seiner dritten Teilnahme am Eurovision Song Contest (damals noch: Grand Prix Eurovision) mit einem Lied, das auf der Liste seiner Evergreens weit oben steht: "Merci Chérie". Lange danach erklärte Jürgens zur Begeisterung vieler Rentner "Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an." Doch selbst mit 80 ist für ihn an Ruhestand gar nicht zu denken. Kurz vor dem Geburtstag hat er ein neues Album veröffentlicht - mit dem leicht koketten Titel "Mitten im Leben". Im Oktober beginnt die Tournee.

Mit dabei ist auch wieder ein weißer Bademantel: "Das ist eine Tradition geworden, die man auch als Marotte bezeichnen könnte." Einst in Hamburg, bei seinem ersten abendfüllenden Konzert, wurde er immer wieder für Zugaben auf die Bühne gerufen. Schließlich erschien er im Bademantel. "Und heute ist es so", sagt der Star schmunzelnd, "dass man von meinem Bademantel mehr spricht als von mir."

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