Elisabeth II. und Philip 70 turbulente Jahre voller Hingabe

London · Heute feiern die britische Königin Elizabeth II (91) und ihr Prinzgemahl Philip (96) Gnadenhochzeit.

 Die Queen und ihr Traumprinz. Mit ihren 70 Ehejahren stellen die Monarchin und ihr Prinzgemahl einen Rekord in der Geschichte der britischen Royals auf. Kein königliches Paar ist so lange verheiratet gewesen.

Die Queen und ihr Traumprinz. Mit ihren 70 Ehejahren stellen die Monarchin und ihr Prinzgemahl einen Rekord in der Geschichte der britischen Royals auf. Kein königliches Paar ist so lange verheiratet gewesen.

Foto: dpa/Fiona Hanson

Es war ein kalter Tag in den ohnehin grauen Nachkriegszeiten, in denen Großbritannien noch immer unter Entbehrungen und einem strengen Sparzwang mit rationierten Lebensmitteln litt. Die Märchenhochzeit am 20. November 1947 von Prinzessin Elizabeth und Marine-Offizier Philip Mountbatten sollte ablenken, als Stimmungsaufheller die Moral der Nation aufbauen.

Es ist bezeichnend, dass schon die Vermählung der beiden auch einen Dienst am Volk darstellte. Sie habe London erstmals seit dem Krieg einen Blick auf Prunk und Farbe ermöglicht, befand der „Guardian“, nachdem Tausende Menschen dem schönen Paar zugejubelt hatten, als sie von der Westminster Abbey zurück in den Buckingham-Palast fuhren. Da war die zurückhaltende Eliza­beth erst 21 Jahre alt, doch verliebt hatte sie sich bereits als 13-Jährige in den gutaussehenden Prinzen von Griechenland und Dänemark, Typ Abenteurer und Draufgänger, dazu mit deutschen Verwandten.

Heute feiern die 91-jährige Mo­narchin und ihr 96 Jahre alter Prinzgemahl ihre Gnadenhochzeit und stellen mit 70 Jahren Ehe einen Rekord in der Geschichte der britischen Royals auf. Sie gelten als Vorbild, als Anker der Stabilität in einem Land, das zunächst den Zerfall des Empires erlebte und sich vor dem Hintergrund etlicher Welt-Geschehnisse politisch neu aufstellen musste. Dabei war die Unterordnung für Philip zunächst nicht einfach. „Seit 1947 führt er das Leben, das er führt, nur, weil er die Frau geheiratet hat, die er geheiratet hat“, schrieb einst der Biograf Gyles Brandreth. Der unabhängige Geist rebellierte, brach immer wieder aus dem engen Korsett aus, das der Palast ihm anzulegen versuchte. Die Gerüchte, er sei damals fremdgegangen, halten sich hartnäckig. Aber auch wenn er es an ehelicher Treue vermissen lassen haben mag, sei er doch immer „absolut loyal“ gewesen, wie die Historikerin Karina Urbach sagt, insbesondere seit Elizabeth 1953 zur Königin gekrönt wurde. „Er hat ihr geholfen, dieses Amt auszuüben und war existenziell wichtig“. Das verriet auch die Queen in jenen seltenen öffentlichen Liebeserklärungen an ihren Gatten: „Er hat mir ganz einfach in all den Jahren Kraft und Halt gegeben“, sagte sie vor einigen Monaten.

Und es waren keineswegs nur glückliche Zeiten wie die jetzigen, in denen die Royals große Beliebtheit genießen. Über Jahre versorgte die Familie die Klatschblätter mit Skandalen. Schloss Windsor in Flammen, gescheiterte Ehen von dreien ihrer vier Kinder, das Drama um Diana sowie die feindselige Stimmung, die danach gegenüber der Familie Windsor herrschte – Elizabeth II. und Philip, beide Ururenkel von Königin Victoria, hielten zusammen.

Was aber ist das Geheimnis dieser langen Ehe? Laut Philip ist es vor allem eine Eigenschaft: Toleranz. Die besitze die Königin reichlich, lobte er sie einmal. Doch insbesondere Philip musste einiges hinnehmen. So gibt beispielsweise das Protokoll vor, dass er stets einen Schritt hinter ihr zu gehen hat. „Das ist eine erfundene Tradition“, sagt Urbach und verweist auf Vorfahrin Queen Victoria, deren Mann Prinz Albert immer auf ihrer Höhe war. Die Berater am Hof hätten dies zu Beginn von Elizabeths Regentschaft durchgesetzt und so versucht, Philip „an den Rand zu drängen“.

Auch dass seine Kinder nicht seinen Familiennamen Mountbatten trugen, verletzte Philip. „Ich bin nur eine verdammte Amöbe“, soll er nach einem Streit mit seiner Frau geschimpft haben. Gleichwohl akzeptiert die stets pflichtbe­wusste und ruhig wirkende Monarchin den schwarzen Humor ihres Gatten. Und teilt ihn vielleicht sogar? Laut Enkel Prinz William bringt Philip, der mit seinen politisch unkorrekten Witzen oft für Furore sorgte, seine Frau bis heute zum Lachen. Sein Kosename für das britische Staatsoberhaupt etwa lautet „Kohlkopf“. Insidern zufolge schätzt sie es an ihrem Prinzgemahl, dass er sie herausfordert, ihr die Meinung sagt, wenn um sie herum alle kriecher­ische Ja-Sager sind. Zudem einte das Paar stets eine Aufgabe: Das Werben für die Monarchie. „Sie wissen ganz genau, dass sie ein gutes Team sein müssen“, so Urbach. Königin Elizabeth II. und Prinz Philip gehen seit 70 Jahren gemeinsam durchs Leben – es ist eines voller Hingabe, Respekt, gegenseitiger Zuneigung und vor allem Pflichtbewusstsein.

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