Von russischen Experimenten, Kühen und der Deutschen Bahn Fünf kuriose Geschichten zur Zeitumstellung
Russland hat mit der Zeit schon viel ausprobiert. 2011 führte der damalige Präsident Dmitrij Medwedjew die „ewige Sommerzeit“ im flächenmäßig größten Land der Erde ein. Gleichzeitig reduzierte er die Anzahl der Zeitzonen von elf auf neun. Doch das gefiel den Russen nicht. In manchen Regionen wurde es erst um 10 Uhr morgens hell. Medwedjews Vorgänger und Nachfolger im Präsidentenamt, Wladimir Putin, machte also aus der ewigen Sommerzeit nur drei Jahre später die ewige Winterzeit. Es waren aber immer noch nicht alle zufrieden: Einige Regionen klagten darüber, dass die Sonne bei ihnen zu schnell untergehe. Die Duma reagierte. Die betroffenen Regionen dürfen seit März 2018 die Uhr im Sommer wieder eine Stunde vorstellen.
Ein Grund warum Russland so viel an der Uhr drehte, waren die Kühe. Die sind bei der Zeitumstellung nämlich besonders empfindlich und geben bis zu eine Woche deutlich weniger Milch. Ex-Präsident Medwedjew begründete die Entscheidung damals, wie die Frankfurter Rundschau schrieb, explizit auch mit dem „Stress für die Tiere“. Ein kleiner Ort in der Nähe der südrussischen Metropole Krasnodar hatte die Zeitumstellung aus diesem Grund schon seit Jahren boykottiert.
Für die Deutsche Bahn (DB) ist die Zeitumstellung zur Routine geworden, schreibt das Unternehmen auf seiner Homepage. Insgesamt werden jedes Halbjahr rund 120 000 Uhren umgestellt. Das funktionierte in der Vergangenheit nicht immer reibungslos. So wurden etwa 2019 am Münchner Hauptbahnhof nach der Umstellung auf Sommerzeit einstündige Verspätungen angezeigt, die keine waren. Die Züge waren pünktlich – das verwirrte die Reisenden.
Der kleine Ort Büsingen am Hochrhein aus dem Landkreis der Bodenseestadt Konstanz (Bild) war 1980 der einzige, der bei der Zeitumstellung zunächst nicht mitmachte. Der Grund: Bünsingen ist ein deutsches Enklave inmitten von zwei Schweizer Kantonen. Es orientierte sich daher viel mehr nach der Schweizer Zeit. Die Eidgenossen führten die Zeitumstellung ein Jahr später aber auch ein und so tickten die Uhren auch in Büsingen wieder richtig.
Zeitumstellungen erleben wir nicht nur im März und Oktober, sondern auch immer dann, wenn wir die Mitteleuropäische Zeitzone (MEZ) verlassen. Zum Beispiel bei einer Urlaubsreise nach Spanien. Das liegt in der Westeuropäische Zeitzone (WEZ). Wie das Online-Portal Riffreporter schreibt, ist Deutschland in der Mitteleuropäischen Zeitzone gut aufgehoben. Ganz Deutschland? Nein, das Saarland gehöre strenggenommen auch schon in die Westeuropäische Zeitzone. Zeitzonen sind nämlich so gedacht, dass die Sonne in ihnen zwischen 11:30 Uhr im Osten und 12:30 Uhr im Westen im Zenit steht. Im Saarland ist das nicht der Fall. Macht aber nichts. Leben Menschen zu weit westlich für ihre Zeitzone verschieben sich bloß ihre gesellschaftlichen Aktivitäten nach hinten. Dann wird zum Beispiel später zu Abend gegessen.