Von Woche zu Woche Das Vermächtnis von Lafontaine?

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Von Woche zu Woche: Das Vermächtnis von Lafontaine?
Foto: SZ/Robby Lorenz

Oskar Lafontaine ist immer für eine Überraschung gut. Sein aktuelles Bekenntnis, dass er sich manchmal die Frage stellt, ob er innerhalb der SPD hätte mehr bewegen können, mag verwundern. Ist die Beziehung zwischen ihm und vielen führenden Genossen doch durch wechselseitige Verletzungen und Enttäuschungen geprägt. Der Bruch zwischen Lafontaine und Gerhard Schröder in der Folge verstärkt durch die Agenda 2010 hat auch das Verhältnis von SPD und Linken noch belastet, als die einstigen Männerfreude und späteren Widersacher längst nicht mehr an der Spitze standen. Anderseits gab und gibt es vor allem im Saarland auch Sozialdemokraten, die sich gerne an „die guten Zeiten unter Oskar“ erinnern, als hier für die SPD noch absolute Mehrheiten möglich waren und die Genossen im Bund deutlich besser dastanden. Heute verlieren linke Parteien immer mehr an Einfluss. Diese Analyse von Lafontaine ist ebenso schlicht wie richtig. Nach der Bundestagswahl kommen SPD und Linke zusammen nicht mal über 30 Prozent. Sogar mit den Grünen, die in Teilen seit langem schon nicht mehr eindeutig links sind, sind die drei Parteien weit von einer Mehrheit entfernt. Selbst als es rechnerische Mehrheiten für Rot-Rot-Grün gab, führten sie im Saarland und im Bund nicht zu einer entsprechenden Regierungsbildung. Lafontaine und die Vorbehalte gegen ihn dürften dabei immer eine große Rolle gespielt haben. Dass er  in dieser Woche angekündigt hat, für eine „neue linke Sammelbewegung“ zu werben, überrascht nicht. Diese Botschaft könnte Lafontaines Vermächtnis sein. Die Linke ist in Land und Bund hoffnungslos zerstrittenen. Sie braucht ebenso wie die abgestrafte SPD eine neue Vision jenseits bestehender Grenzen. SPD und Linke, die auf breiterer Basis glaubwürdig für soziale Gerechtigkeit einstehen, könnten Hoffnungen wecken und Chancen haben. Der Weg scheint bei handelnden Akteuren und Konflikten auf anderen Politikfeldern aber weit. Nicht nur hier ist viel zu tun. In diesem Sinne ein schönes Wochenende

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