Zurück in die Zukunft

François Hollande beamt sich zurück in die Zukunft. 2017 soll eine Wiederholung von 2012 werden. Das machte der französische Präsident gestern deutlich. Er bringt sich gegen Nicolas Sarkozy bei der nächsten Präsidentschaftswahl in Stellung. Dasselbe Szenario also wie vor vier Jahren. Zwei Dinge haben sich aber seither geändert: Das linke Lager, das seinen Sieg 2012 ermöglichte, ist gespalten. Eine Spaltung, die Hollande selbst mit seinem nie offiziell erklärten sozialliberalen Schwenk herbeiführte. Und ganz rechts ist der Front National zur stärksten Partei aufgestiegen. Parteichefin Marine Le Pen liegt in Umfragen bei rund 29 Prozent - und damit klar in der Stichwahl. Ganz anders als der unbeliebte Hollande, dessen Kandidatur neun von zehn Franzosen ablehnen. Wenn der Sozialist nun das alte Duell gegen seinen Dauerrivalen Sarkozy noch einmal auflegt, dann reibt sich die Rechtspopulistin die Hände. Spricht sie doch schon lange von "UMPS" - jener Politikerkaste aus Konservativen und Sozialisten, die sich selbst reproduziert. Die Erneuerung will sie verkörpern, die 48-Jährige, die noch nie Präsidentin war.

Das ist das Traurige an der französischen Politik: Es gibt keine neuen Köpfe. Sarkozy beherrscht seit 15 Jahren als Minister, Präsident und Parteichef die Schlagzeilen. Hollande war zehn Jahre lang Parteichef und immerhin vier Jahre Präsident. Auch Marine Le Pen ist Teil einer Polit-Dynastie, die mit ihrem Vater Jean-Marie immerhin schon mehr als 40 Jahre alt ist. Und Alain Juppé ? Der Mann, der Sarkozy noch die konservative Präsidentschaftskandidatur entreißen könnte, ist schon 71 Jahre alt und war bereits vor 20 Jahren Regierungschef.

Kein Wunder also, dass die Hoffnungen auf Emmanuel Macron ruhen, dem einstigen Wirtschaftsminister, der vergangene Woche Hollande den Rücken kehrte. Der Neuling hat so viel Erfolg, weil die politische Szene Frankreichs so verbraucht ist. Weit wird der 38-Jährige trotzdem nicht kommen, denn er hat keinen Parteiapparat hinter sich. In der Mitte, wo er sich ansiedelt, tummelt sich auch Juppé. Ausgerechnet der älteste Kandidat ist der einzige, der so etwas wie eine Zukunftsvision für Frankreich hat. "Identité heureuse" heißt sie - die glückliche Identität. Gemeint ist ein harmonisches Zusammenleben der Religionen, an dem der Bürgermeister von Bordeaux auch nach den Anschlägen im Juli festhält. Es ist keine Vision, die auf Hass aufbaut wie die von Sarkozy oder Le Pen. Auch keine Vision, die letztlich nur der Gegenentwurf zu dem ist, was die anderen fordern - siehe François Hollande . Es wäre Frankreich zu wünschen, dass Männer wie Juppé oder Macron in den Elysée einziehen. Denn das Duell Hollande gegen Sarkozy gehört nun wirklich der Vergangenheit an.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort