Zur "Berliner Rede" von Bundespräsident Horst Köhler schreibt die "Frankfurter Allgemeine Zeitung":

Zur "Berliner Rede" von Bundespräsident Horst Köhler schreibt die "Frankfurter Allgemeine Zeitung": Die Mischung aus landesväterlichem Lob und milder, sogleich zu Ansporn umgeschmiedeter Kritik war zwar abermals nicht dazu angetan, die Bürger in Ekstase zu versetzen. Doch ist das auch nicht Ziel dieser Rede an die Nation

Zur "Berliner Rede" von Bundespräsident Horst Köhler schreibt die "Frankfurter Allgemeine Zeitung": Die Mischung aus landesväterlichem Lob und milder, sogleich zu Ansporn umgeschmiedeter Kritik war zwar abermals nicht dazu angetan, die Bürger in Ekstase zu versetzen. Doch ist das auch nicht Ziel dieser Rede an die Nation. Köhler, der sich nicht gegen den Titel "Bürgerpräsident" wehrt, hielt sie abermals als Anwalt des Allgemeinwohls im nicht gerade gut beleumundeten Parteienstaat und als Stimme jener Alltagsvernunft, von der er "überall mehr" verlangt.Die "Berliner Morgenpost" lobt Köhler:Wer (...) anders als der Bundespräsident kann souveräner, überparteilicher Mahner zum Handeln und somit glaubwürdiger Anwalt der Bürger gegenüber einer zunehmend sich selbst genügenden Politikerkaste sein? Als einem aus der Ferne Berufenen hat Horst Köhler diese Rolle recht überzeugend angenommen. Nicht gerade ein begnadeter Rhetoriker, aber seine Botschaften treffen den Nerv vieler Menschen. Auch deshalb ist er so beliebt.Die "Financial Times Deutschland" (Hamburg) kommentiert: Horst Köhler ist in eine missliche Lage geraten: Er muss Wahlkampf in eigener Sache führen. Und er muss ihn auch noch so unauffällig und staatstragend führen, dass es nicht wie Wahlkampf aussieht. Das ist schleichendes Gift für die öffentliche Wirkung eines Präsidenten, der es zu seinem Markenzeichen machen wollte, offen und unbequem zu sein.Die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" (Essen) kritisiert: Anstatt über die Demokratie, Deutschland und den Rest der Welt in einer einzigen Rede zu sprechen, sollte unser Bundespräsident sich besser konzentrieren auf einen Punkt. Und den dann gründlich abarbeiten. Dann bliebe auch etwas hängen davon. Beispiel Demokratie.Ähnliches liest man in der "Rhein-Neckar-Zeitung": Er ist eben kein Politiker. Und deshalb mischt sich Vieles, zu Vieles in seine Rede, das dort nicht hingehört: Wahlrecht, Bildung, Soziales, Arbeit, Föderalismus - darf's noch ein bisschen mehr sein? Köhler übernimmt damit nicht nur sich, sondern auch sein Amt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort