Wo bleibt der Masterplan?

Mit der Rekordverspätung von mehr als zehn Jahren wegen zahlreicher Bauverzögerungen und auch Missmanagement ist die Saarbahn gestern in Lebach eingetroffen. Ungeachtet vergangener Ärgernisse gab es am Zielort, in bester Feierlaune, allseits lobende Worte von "Offiziellen" aus der Landes- und Kommunalpolitik.

Tenor: Die Saarbahn ist eine wesentliche Stütze der saarländischen Verkehrs-Infrastruktur. Es sind jedoch starke Zweifel angebracht, ob diejenigen, die sich in diesem Sinne äußern, das tatsächlich auch so meinen. Und ob sie bereit sind, ihren Worten Taten folgen zu lassen.

Fakt ist: Die Fahrgastzahlen der Saarbahn steigen kontinuierlich an. Die Bahn bietet für zahlreiche Wohngebiete entlang der Trasse zwischen Saargemünd und Lebach eine attraktive, getaktete Verkehrsanbindung. Sie verhindert dadurch auch Landflucht. Gleichzeitig steigt dort der Wert von Häusern und Wohnungen. Bedenkt man zudem, dass die Menschen immer älter werden, bietet die Saarbahn zahlreichen Einwohnern mehr Mobilität und - im Gegensatz zum Nahverkehr der Deutschen Bahn - eine direkte Verbindung in Innenstadt-Lagen, direkt vor Kaufhäuser, Geschäfte, Cafés und Restaurants.

Dieser zusätzliche Komfort, der vielfach auch unabhängig vom Auto macht, ist nicht zu unterschätzen. Schon das große Vorbild der Saarbahn, die Stadtbahn in Karlsruhe, hat gezeigt, wie man durch Anbindung von immer mehr Orten, mit Park-and-Ride-Plätzen und attraktiven Fahrpreisen die Menschen zum Umsteigen vom Auto auf die Bahn bewegen kann.

Deshalb darf sich auch die politische Diskussion an der Saar über Möglichkeiten eines Weiterbaus der Saarbahn nicht in persönlichen Eitelkeiten oder einer notorischen Unlust an der Sache verlieren. Weitere Verbindungen in Ballungsgebiete rund um die Landeshauptstadt, etwa nach Völklingen, machen Sinn. Sogar eine Ausschleifung in Höhe von Ensdorf oder dem Bahnhof Saarlouis ist erwägenswert, um auch diese Zentren besser anzubinden. Dass solche Ideen nicht systematisch verfolgt werden, liegt nicht allein an den Finanzen. Was fehlt, ist ein schlüssiges, nachvollziehbares Verkehrskonzept, ein "Masterplan Mobilität ".

Das Saarland muss sich entscheiden: Was will man sein - ein Auto-Land oder doch eher eine Modellregion für Bus und Bahn? Es ist zudem Zeit, diesen Grundsatzkonflikt zu entkrampfen, denn nur von einer optimalen Verzahnung aller Verkehrsmittel profitieren am Ende die Bürger. Die Landespolitik muss ein solches Verkehrskonzept endlich auf den Weg bringen. Bislang ist die schwarz-rote Koalition an der Saar, wie auch schon ihre Vorgänger-Regierungen, in dieser Frage schlüssige Antworten schuldig geblieben.

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