Wir sind digitales Entwicklungsland

Peter Stefan Herbst Chefredakteur

saarbruecker-zeitung.de/woche

Meinung:

Wir sind digitales Entwicklungsland

Lieber Leserinnen, liebe Leser,

für das Saarland war der IT-Gipfel in dieser Woche zweifellos ein Gewinn. Der Gastgeber konnte sich und seine Vorzüge gut in Szene setzen - darunter digitale Leuchttürme wie das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) oder das Kompetenzzentrum für IT-Sicherheit CISPA. Tatsächlich muss sich das Saarland im bundesweiten Vergleich in dieser Zukunftsindustrie nicht verstecken. Neben dem Unternehmer und ehemaligen Branchen-Präsidenten August-Wilhelm Scheer und DFKI-Chef Wolfgang Wahlster , die den IT-Gipfel nach Saarbrücken geholt haben, genießen auch viele andere Wissenschaftler und Manager aus der Region bundes- oder gar weltweit einen ausgezeichneten Ruf. Doch am Ende entscheidet sich der globale Wettbewerb nicht nur in Spitzenforschung oder bei einigen besonders innovativen Unternehmen, sondern in der Breite. Und hier gibt es im Saarland - wie im Rest der Bundesrepublik - gewaltige Defizite. Noch immer werden Bandbreiten-Ziele angekündigt, die andernorts längst Realität sind. Nicht nur Länder wie Südkorea oder Japan haben in der Fläche deutlich schnellere Internet-Zugänge als Deutschland. Hierzulande sind die Datenraten auch niedriger als in früheren Ostblockstaaten wie Tschechien, Bulgarien oder Rumänien. Das Risiko, den Anschluss zu verlieren, ist Realität. Trotz aller Spitzenleistungen ist Deutschland insgesamt ein eher schlecht aufgestelltes Entwicklungsland. Auch die tollsten Angebote heimischer Anbieter für digitales Lernen bringen wenig, wenn sie in deutschen Schulen nicht eingesetzt werden. Den Lippenbekenntnissen des IT-Gipfels müssen dringend Taten folgen.

In diesem Sinne ein schönes Wochenende

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