Wettlauf um den Zusatzbeitrag

Berlin · Spätestens im Dezember werden die Versicherten einen Brief von ihren gesetzlichen Krankenkassen bekommen. Darin informieren die Kassen über die Höhe ihres künftigen "Zusatzbeitrages". Doch die Betroffenen sollten sich nicht verwirren lassen.

Es muss nicht mehr werden. Für die allermeisten dürfte die Belastung gleich bleiben. Für manche wird sie auch sinken. So wie für die Mitglieder der AOK Plus in Sachsen und Thüringen, die damit vor wenigen Tagen als erste Kasse bundesweit aus der Deckung kam.

Der größte Kassenanbieter in den beiden Freistaaten reduziert den Beitragssatz zum 1. Januar des kommenden Jahres von 15,5 auf 14,9 Prozent. Spitzenverdiener haben dadurch im Jahr fast 300 Euro mehr in der Tasche. Aber auch, wer nur auf 2500 Euro im Monat kommt, spart noch 15 Euro. Das sind 180 Euro im Jahr. Auch Mitglieder von bundesweit tätigen Kassen können auf eine Reduzierung ihres Beitrags hoffen. Rund 20 Kassen haben das schon im Grundsatz angekündigt. Dazu gehören die Techniker Krankenkasse sowie mehrere Betriebskrankenkassen.

Hintergrund: Wegen der Gesundheitsreform ist der Krankenkassenbeitrag ab 2015 anders strukturiert. Wie bislang zahlen Arbeitgeber und Arbeitnehmer jeweils 7,3 Prozent vom Bruttolohn. Der jetzt noch geltende einheitliche Sonderbeitrag von 0,9 Prozent, der allein von den Arbeitnehmern zu tragen ist, wird abgeschafft. Dadurch fehlt den Kassen Geld, das sie sich über einen Zusatzbeitrag zurückholen können. Auf diese Weise kommt es wieder zu unterschiedlichen Kassenbeitragssätzen, wie sie schon bis zum Jahr 2009 Praxis waren. Allerdings mit der Neuerung, dass der Arbeitgeberanteil dauerhaft bei 7,3 Prozent eingefroren bleibt, während für Arbeitnehmer und Rentner die Formel 7,3 plus x Prozent gilt. Für die AOK-Plus-Mitglieder sind es künftig 7,6 Prozent.

Der so genannte Schätzerkreis hatte kürzlich den Finanzbedarf für die Kassen im kommenden Jahr ermittelt. Demnach ist ein durchschnittlicher Zusatzbeitrag von 0,9 Prozent erforderlich, was exakt der Höhe des bislang zu zahlenden Sonderbeitrags entspricht. Auf dieser Grundlage werden die rund 130 gesetzlichen Kassen ihren jeweiligen Extra-Obolus festlegen. Dabei gilt: Kassen, die finanziell gut dastehen und deshalb zum Teil sogar Prämien an ihre Mitglieder ausgezahlt haben, werden die Marke von 0,9 Prozent unterbieten oder beibehalten. Aber auch Kassen, denen es schlechter geht, wie etwa der DAK, dürften anfangs kaum mehr verlangen. Sie müssten wohl an ihre Rücklagen ran oder werden bestimmte Zusatzleistungen wie Homöopathie oder Zahnreinigung nicht mehr bezahlen. Ansonsten wäre ein Mitgliederschwund unvermeidlich. Dafür hat die große Koalition im Kleingedruckten gesorgt: Falls der Zusatzbeitrag über dem Durchschnitt liegt, muss die Kasse in ihrem Brief ausdrücklich darauf hinweisen, dass ein Wechsel in eine günstigere Kasse möglich ist. "Das steigert die Vergleichbarkeit und nutzt den Versicherten", erklärte Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU ).

Eine entsprechende Übersicht muss der Kassen-Spitzenverband GKV auf seiner Internetseite einrichten. Allerdings wird ein Wechselwilliger dort nicht auf Anhieb den günstigsten Anbieter finden können. Denn die Kassen sollen in alphabetischer Reihenfolge aufgelistet werden.

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