Wer zahlt teure Rettungsaktionen?

Peter Stefan Herbst Chefredakteur saarbruecker-zeitung.de/woche Liebe Leserinnen, liebe Leser, dass nach der dramatischen Rettung des verunglückten Höhlenforschers Johann Westhauser gleich über den Aufwand und die Kosten diskutiert wird, ist befremdlich.

Könnte man sich doch zunächst über die geglückte Rettung freuen - oder darüber, dass 728 Helfer aus fünf Nationen über Sprachgrenzen hinweg erfolgreich zusammengearbeitet haben. Viele von ihnen waren freiwillig dabei oder ehrenamtlich tätig. Dies verdient Anerkennung und Respekt. Einige Helfer haben sich selbst in Gefahr begeben, um ein Menschenleben zu retten. Der Aufwand und die Kosten sind von Verantwortlichen während der zwölftägigen Hilfsaktion offenkundig nie thematisiert worden. Dies ist auch richtig so. Eine Solidargemeinschaft muss Unfallopfern immer Hilfe leisten, auch wenn es schwierig und teuer wird. Dies gilt auch für Autofahrer, die mit überhöhter Geschwindigkeit einen Unfall verursachen oder für Skifahrer, die ihre Fähigkeiten überschätzen und auf steilen Pisten schwere Verletzungen erleiden. Natürlich stellen sich später in jedem Einzelfall konkrete Fragen, welche Kosten Versicherungen, die Allgemeinheit oder die Betroffenen tragen müssen. Wer trotz Reisewarnung Abenteuerurlaub in einem Krisengebiet macht und dort entführt wird oder ohne die nötige Ausrüstung, Erfahrung und Versicherungen Höhlen erkundet und sich dort verirrt, geht sicher höhere Haftungsrisiken für die eigene Rettung ein als Johann Westhauser. Eine verantwortungsvolle Gesellschaft kann nicht jedes Risiko übernehmen, das verantwortungslose Einzelne eingehen. Aber in jedem Fall ist sie in der Pflicht zu helfen, wenn Menschen in Not geraten oder ihr Leben bedroht ist.

In diesem Sinne ein schönes Wochenende

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