Neues aus der Hauptstadt Wer hat an der Uhr gedreht?

Ohne Tricks geht es in der Politik nicht, und damit sind nicht die Schmutzeleien bayerischer Machart gemeint. Eigentlich wollten die Jamaika-Verhandler Sonntag letzter Woche um 18 Uhr ein Ergebnis haben. Doch es dauerte viel länger. Grünen-Geschäftsführer Michael Kellner erklärte, man habe halt die Uhr angehalten. Noch findiger war FDP-Vize Wolfgang Kubicki. Mit 18 Uhr sei die Zeit in Jamaika gemeint, twitterte er launig. Dann sei in Deutschland Mitternacht. Und tatsächlich: Exakt fünf Minuten vor dem Tageswechsel beendeten die Liberalen das Experiment.

Neues aus der Hauptstadt: Wer hat an  der Uhr gedreht?
Foto: SZ/Robby Lorenz

Die eigentlichen Gewinner der Sondierungen sind Union und Grüne. Angeblich rührte ein Lob von Peter Altmaier (CDU) Claudia Roth (Grüne) zu Tränen, Parteifreund Robert Habeck fragte CDU-General Peter Tauber, ob man mal ein Bier zusammen trinken wolle. Und Angela Merkel suchte im Bundestag demonstrativ die Nähe zu den Grünen – und zeigte der FDP die kalte Schulter. Wie goldig. 

Hans-Peter Friedrich, neuer Bundestagsvizepräsident, musste am Dienstag gleich seine Feuerprobe bestehen. Bei der Abstimmung über die frühzeitige Kreditrückzahlung Irlands befand er zweimal: „Damit ist der Antrag angenommen. Deutliche Mehrheit.“ Von wegen. Als es Zwischenrufe gab, rief der CSU-Mann die Abgeordneten zur Königsdisziplin – dem „Hammelsprung“. Alle raus, alle wieder durch eine der drei Türen rein – Ja, Nein, Enthaltung. Da musste selbst Friedrich aufgeregt grinsen.

Dass es stramm auf Weihnachten zugeht, merkt man nicht nur im Berliner Hauptbahnhof, wo schon ein riesiger Baum aufgestellt worden ist. Am Donnerstag wird es auch im Kanzleramt funkeln. Alle Jahre wieder nimmt Merkel zusammen mit ihrem Amtschef Altmaier Weihnachtsbäume aus deutschen Landen in Empfang. Einer wird im Ehrenhof stehen, einer an der Süd­treppe im Erdgeschoss und ein Dritter aus dem Saarland „die Kanzlergalerie schmücken“, so Merkels Sprecherin. Ob damit auch Erleuchtung bei der Regierungsfindung einhergeht, ist fraglich.

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