Leserbrief Meinrad Maria Grewenig Grewenig war eher Event-Manager

„Poker um Grewenigs Abschied läuft“, SZ vom 15. Januar

 Der Vertrag Meinrad Maria Grewenig als Generaldirektor im Weltkulturerbe wird nicht verlängert.

Der Vertrag Meinrad Maria Grewenig als Generaldirektor im Weltkulturerbe wird nicht verlängert.

Foto: rup

Der Artikel von Cathrin Elss-Seringhaus ist bezeichnend dafür, wie eine saarländische Clan-, und Dynastiepolitik sich selbst ihr politisches Problem geschaffen hat, den Geist, den sie berief, nicht wieder einfangen zu können. Da kann ein höchst dotierter Chef des Weltkulturerbes öffentlich eine Landesregierung mit vertraglichen Standards vorführen und süffisant Alternativen diskutieren, sich (aktiv) weiterzahlen zu lassen oder (passiv) – quasi „lebenslänglich“ – zu 75 Prozent des monatlichen Salärs freistellen zu lassen. Abgesehen davon, was sich die saarländische Landesregierung inhaltlich wie konzeptionell bisher und zukünftig unter einer saarländischen Industriekultur vorzustellen vermag, konnte der SZ-Leser bisher die Rolle und das Selbstverständnis von Grewenig eher als zahlentechnisch getriebener Event-Manager wahrnehmen, der immer auch an seinem eigenem Marktwert gearbeitet hat. Neben höheren Besucherzahlen möchte er auch gleich das strukturelle Problem des Saarlandes durch alternative Freizeitangebote mit gesteigerten Übernachtungszahlen mit lösen, damit macht er – nicht ohne Wirkung – der saarländischen Landesregierung ihre Rolle streitig. Sei dahingestellt, ob sich dadurch Synergien ergeben könnten und man Teile des Wirtschafts- und Kultusministeriums im Zuge der Kostenbremse noch mit einsparen kann. Hierin wäre allerdings der Geist Grewenigs im Sinne des Landes durchaus „produktiv aufgehoben“. Versteht man aber unter seinen Aufgaben weniger ein kennzahlengetriebenes Event-Management, sondern eher die Förderung und Entwicklung einer saarländischen Industriekultur, sind seine Ergebnisse doch eher bescheiden. Mag man für eine kulturhistorische Verbindung zwischen einer Buddha-Ausstellung in den Völklinger Hallen mit den Arbeits- und Lebensbedingungen saarländischer Stahlarbeiter oder Zwangsarbeiter noch viel Fantasie und Verständnis aufbringen, müsste man sich doch perspektivisch fragen, wofür und wohin Grewenig denn zukünftig kulturpolitisch – wie im Bericht formuliert – selbst „brennen“ soll, wenn es nicht gerade für die monetäre Wertschöpfung oder das Salär ist. Zu fragen wäre, welche Synergien wem nutzen.

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