Welt muss im Gaza-Konflikt Täter und Opfer benennen

Washington. Die Welt blickt besorgt auf die Lage in Gaza und in Israel, die Situation zwischen den Kriegsparteien droht - einmal mehr - zu eskalieren. Am fünften Tag der israelischen Militäroperation "Säule der Verteidigung" stieg die Zahl der Toten auf 68; Hunderte Menschen wurden bei Raketen- und Luftangriffen auf beiden Seiten bislang verletzt

Washington. Die Welt blickt besorgt auf die Lage in Gaza und in Israel, die Situation zwischen den Kriegsparteien droht - einmal mehr - zu eskalieren. Am fünften Tag der israelischen Militäroperation "Säule der Verteidigung" stieg die Zahl der Toten auf 68; Hunderte Menschen wurden bei Raketen- und Luftangriffen auf beiden Seiten bislang verletzt. Die Bemühungen um eine Waffenruhe blieben dagegen bis Sonntagabend erfolglos.Und wieder, wie so oft in der langen Geschichte dieses Konflikts - fragen sich unbeteiligte Mitglieder der internationalen Gemeinschaft: Was kann getan werden, um das derzeitige Blutvergießen auch langfristig zu beenden? Gibt es außerhalb der üblichen Appelle überhaupt Eingriffsmöglichkeiten?

Die Antwort lautet ja. US-Präsident Barack Obama und Bundeskanzlerin Angela Merkel haben die Marschroute bereits vorgegeben. Sie versuchen erst gar nicht, eine künstliche moralische Äquivalenz zwischen den Konfliktparteien herzustellen, die in der Realität nicht existiert, aber dennoch gerne vor allem von der Arabischen Liga angeführt wird. Die Auslöser des derzeitigen Waffengangs sind die Hamas-Extremisten - und es gibt nicht eine einzige überzeugende und völkerrechtlich haltbare Rechtfertigung dafür, Israel einem dauerhaften Raketenbeschuss auszusetzen. Hinzu kommt die pervers-makabre Logik der Terrororganisation: Hamas mischt seine Kämpfer und deren Abschuss-Basen bewußt unter die Zivilbevölkerung im dicht besiedelten Gaza-Streifen, um dann auf die Gegenattacken und die beliebte Verdammung Israels durch einen Teil der Welt zu warten. Und: Hamas feuert stets auf nichtmilitärische Ziele, während Israel bei seiner Verteidigung bewusstt versucht, vor allem Mitglieder der Terrorbrigade oder deren Infrastruktur zu eliminieren - und zivile Verluste zu minimieren.

Vergessen werden darf auch nicht: Das Ziel der Hamas bleibt die Vernichtung des jüdischen Staats. Niemand, der sich in Europa oder auf anderen Kontinenten in seinem Land gegen radikalisierte Islamisten wehrt, kann deshalb von Israel verlangen, auf Selbstverteidigung zu verzichten. Wer diese - vor allem für Kritiker und Feinde Israels - unbequeme Wahrheit leugnet, wird sich auch schwer tun, den vielversprechendsten Weg zu gehen, der ein Ende der Kämpfe verspricht: Die globale Isolation der Hamas und der mit ihr sympathisierenden Nationen wie dem Iran, dem Sudan, Syrien und nun auch Ägypten anzustreben. Nur wenn die Mehrheit der Regierungen und vor allem die oft paralysiert wirkenden Vereinten Nationen die Terrorgruppe eindeutig als Urheber der Aggression brandmarken und ihr gleichzeitig jegliche finanzielle und logistische Hilfen entziehen, wird die Hamas dies als abschreckend empfinden. Auch Sanktionen gegen Unterstützer-Länder sollten für die internationale Gemeinschaft dabei kein Tabu sein.

Die Lunte am Pulerfass Nahost brennt weiter. Und der Iran hat in den letzten Tagen einen weiteren großen Schritt in Richtung Atombombe getan. Das letzte, was sich jetzt vor allem der Westen leisten sollte, ist eine Spaltung, was die Antwort auf die Frage nach den Tätern und Opfern im aktuellen Gaza-Krieg angeht. Wer hier versagt, ermuntert nur radikale Kräfte in anderen Ländern. Auch deshalb waren Obama und Merkels wohltuend klare Aussagen von so großer Wichtigkeit.

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