Was wäre die Linke ohne Lafontaine?

Peter Stefan Herbst Chefredakteur saarbruecker-zeitung.de/woche Liebe Leserinnen, liebe Leser, die Linke würde es ohne Oskar Lafontaine so gar nicht geben.

Gemeinsam mit Gregor Gysi gelang ihm die schwierige Fusion von WASG und PDS. Hohe Wahlergebnisse im Westen wären ohne den Saarländer kaum vorstellbar gewesen. Bis heute gibt es keinen zweiten Politiker der Linken in den alten Bundesländern, der über seine Fähigkeiten bei der Mobilisierung von Wählern verfügt. Niemand polarisiert dabei so stark wie er. Besonders große Zustimmung auf der Seite seiner Anhänger trifft immer auf extreme Ablehnung bei politischen Gegnern - aber nicht nur dort. Bereits vor seinem Rückzug aus der Bundespolitik spaltete er auch die eigenen Genossen. Seine Ankündigung, als Fraktionsvorsitzender nicht am Landesparteitag der Saar-Linken an diesem Wochenende teilzunehmen, ist der vorläufig letzte Akt einer wechselseitigen Entfremdung.

Spätestens seit der Ablehnung des Vorschlags von Lafontaine, die ehemalige Wimbledon-Siegerin Claudia Kohde-Kilsch zur Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl zu machen, ist klar, dass der einstige Übervater weite Teile der Partei nicht mehr erreicht. Dies wurde noch dadurch verstärkt, dass bei den Saar-Linken laut Satzung bislang alle Mitglieder und nicht nur gewählte Delegierte bei der Listenaufstellung entscheiden können. Dies klingt zwar auf den ersten Blick sehr demokratisch, bietet aber auch politischen Wirrköpfen und Intrigen eine große Bühne.

Lafontaine befindet sich erkennbar auf dem Rückzug und die Saar-Linke in einer Abwärtsspirale. Denn Parteien brauchen neben vermittelbaren Positionen auch starke Persönlichkeiten, wenn sie erfolgreich sein wollen. In diesem Sinne ein schönes Wochenende

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