Fazit der Generaldebatte Was hängen bleibt von der UN-Vollversammlung

New York · „Die Vereinten Nationen relevant für alle Menschen machen: Globale Führungskraft und geteilte Pflichten für friedliche, gerechte und nachhaltige Gesellschaften“ – so lautete das (etwas steife) Motto der 73. Generaldebatte der UN-Vollversammlung.

 „Sie haben mich nicht ausgelacht. Sie haben mit mir gelacht“: Trump nach seinem Auftritt vor der Uno.

„Sie haben mich nicht ausgelacht. Sie haben mit mir gelacht“: Trump nach seinem Auftritt vor der Uno.

Foto: dpa/Richard Drew

Mehr als 140 Staats- und Regierungschefs reisten an, das Hauptquartier der Vereinten Nationen am New Yorker East River verwandelte sich wie jedes Jahr in eine Hochsicherheitszone. Ein Fazit in fünf Eindrücken:

Anti-Trumps: „Amerika zuerst“ gegen Multilateralismus: Während US-Präsident Donald Trump in seiner Rede bei der Generaldebatte erneut für Patriotismus statt globaler Ordnung warb, positionierten sich eine ganze Reihe von Staats- und Regierungschefs ausdrücklich dagegen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron beispielsweise und auch Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) warben für den Multilateralismus. Insgesamt gaben sich die „Anti-Trumps“ aber zahm und zurückhaltend – ob aus Frust über die fehlende Kooperationsbereitschaft der USA, oder vorsorglich, um Trump nicht in Rage zu versetzen. Nur einmal bekam der US-Präsident offene Ablehnung direkt zu spüren: Als er vor der UN-Vollversammlung mit den bisherigen Erfolgen seiner Regierung prahlte, erntete er höhnisches Gelächter aus dem Publikum. Das brachte ihn aus dem Konzept. „Diese Reaktion hatte ich nicht erwartet“, sagte Trump, „aber okay“.

Pro-Trump: Tags darauf trommelte der US-Präsident sich trotz dieser Abweichler-Töne selbst auf die Brust: Die Lacher während seiner Rede seien wohlwollend gemeint gewesen, erklärte er bei einer Pressekonferenz. „Sie haben mich nicht ausgelacht. Sie haben mit mir gelacht“, erklärte Trump. Er und das Publikum im UN-Plenarsaal hätten zusammen „Spaß gehabt“. Die Deutung, dass er von den Staats- und Regierungschefs teils ausgelacht worden sei, bezeichnete Trump als „Fake News“.

Requisiten: Benjamin Netanjahu ist bekannt dafür, bei seinen Reden übergroße Fotos, Karten oder Diagramme in die Höhe zu halten. Israels Ministerpräsident punktet mit diesen etwas plakativen Mitteln, da sie Fotografen ein spannenderes Motiv bieten als nur die Anzugträger am Pult. 2012 hatte er in seiner UN-Rede eine Cartoon-ähnliche Bombe gezeigt, um vor dem iranischen Atomprogramm zu warnen. Nun zeigte er ein Foto vom Eingangsbereich eines angeblichen Atom-Lagerhauses in Teheran. Die Koordinaten lieferte er gleich mit – „für diejenigen zu Hause, die Google Earth benutzen“, wie Netanjahu sagte.

Premiere I: Für einige Staats- und Regierungschefs ist es schon Routine, aber manche sprachen in diesem Jahr zum ersten Mal bei einer Generaldebatte. Premiere feierte diesmal unter anderem Simbabwes Präsident Emmerson Mnangagwa – nachdem sein Vorgänger Robert Mugabe seit 1978 Dauergast bei der Veranstaltung gewesen war. Und auch ein neuer Ländername wurde diesmal aufgerufen: Nachdem das im Süden Afrikas gelegene Swasiland sich im April offiziell in Königreich Eswatini umbenannt hatte, hielt König Mswati III. vor der Uno erstmals eine Rede unter diesem Ländernamen.

Premiere II: Ganz besonders viel Aufmerksamkeit bekam in diesem Jahr die kleinste Teilnehmerin: Neve Te Aroha Ardern Gayford. Das „First Baby“ von Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern (38) feierte Diplomatie-Premiere in der UN-Vollversammlung – und bekam sogar ihren eigenen Zugangsausweis.

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