US-Präsident plant offenbar Comeback Warum Trump 2024 die Wahl gewinnen kann

Washington · Manchmal sind Formulierungen so verräterisch, dass sie etwas mehr über die Absichten des Redners preisgeben, als es dieser wohl plante. Bei Donald Trumps Rede vor konservativen Anhängern in der Stadt Valdosta (Georgia) am Samstagabend waren es diese Sätze: „Wir werden das Weiße Haus zurück erobern“.

 US-Präsident Donald Trump deutete an, dass er sich eine  erneute Kanidatur 2024 vorstellen kann.

US-Präsident Donald Trump deutete an, dass er sich eine erneute Kanidatur 2024 vorstellen kann.

Foto: dpa/Evan Vucci

Und: „Ich will nicht bis 2024 warten, ich will jetzt gewinnen“. Damit ließ Trump durchblicken, dass er zu einer Kandidatur in vier Jahren offenbar fest entschlossen scheint. Zwar glaubt der US-Präsident weiter daran, dass er diese Wahl aufgrund des von ihm zitierten weit verbreiteten Auszähl-Betrugs durch die Hilfe von Gerichten immer noch gewinnen kann. Doch gleichzeitig hat er die Augen offensichtlich fest auf seine nächste Chance gerichtet. Und es gibt drei Faktoren, die Trump in vier Jahren tatsächlich ins Weiße Haus zurückkehren lassen könnten.

Die Schwäche der Demokraten: Gerne wird vergessen, dass Joe Biden den Vorwahlkampf seiner Partei extrem schwach begann. Und dann nur gewann, weil ihm die Schwarzen im Bundesstaat South Carolina mit großer Mehrheit den Rücken stärkten. Nun soll der 78-Jährige, dessen Auftritte gelegentlich von geistigen Aussetzern begleitet wurden, die Nation begeistern und Gräben zuschütten. Ob der betagte Biden, ein Vertreter des Politik-Establishments, dafür die Energie und die Statur hat, ist zweifelhaft. Die meisten Stimmen für ihn waren keine Pro-Biden-Voten, sondern Anti-Trump-Stimmen. Durchaus denkbar ist, dass ihn auf Druck der progressiven Linken zur Halbzeit seiner Amtsperiode Vizepräsidentin Kamala Harris ablöst, um damit die Grundlage für eine eigene Kandidatur 2024 zu legen. Das wäre eine Steilvorlage für Trump. Denn die USA und ihre gemäßigten Wähler der Mitte sind – das zeigen auch die Ergebnisse bei den Abstimmungen für das Repräsentantenhaus – für einen klaren Linksruck in der Politik nicht bereit. Und gestritten wird unter den Demokraten schon jetzt, denn Minderheiten-Vertretern sind die bisherigen Kabinetts-Nominierungen nicht „bunt“ genug.

Der Rückhalt der Basis und der Republikaner: Noch nie haben mit über 74 Millionen so viele Menschen bei einer US-Wahl für einen Verlierer gestimmt. Und die große Mehrheit der republikanischen Volksvertreter hat sich bisher standhaft geweigert, dem Demokraten Joe Biden zu dem von führenden Medien erklärten Sieg zu gratulieren. Das zeigt: Eine Rebellion innerhalb der Partei gegen den Kurs Trumps, der die Integrität des amerikanischen Wahlsystems in Zweifel zieht, hat nicht stattgefunden. Das wird es Trump leichter machen, seine Truppen für den Anlauf im Jahr 2024 um sich zu scharen. Und ein Erfolg bei der Senats-Stichwahl am 5. Januar 2021 in Georgia könnte den Rückhalt noch verstärken. Ein Erfolg versprechender und führungsstarker Gegenkandidat ist unter Amerikas Konservativen ohnehin nicht in Sicht.

Der Faktor Zeit: 2024 werden die Details des derzeit tobenden Streits um den Wahlausgang weitgehend vergessen sein. Man wird sich aber vor allem an den Slogan Trumps erinnern, der immer wieder von breit angelegtem Betrug gesprochen hat. Auch die Corona-Krise, die derzeit in den USA mit täglich über 2000 Toten ihren Höhepunkt erreicht und durch die chaotische Anti-Pandemie-Politik Trumps noch begünstigt wurde, sollte bis zur nächsten Wahl dank der nun beginnenden Impfungen in den Hintergrund gerückt sein. Dann dürften wieder Themen wie Jobsicherheit und Konkurrenz mit dem Ausland eine Hauptrolle spielen – und Donald Trump hat hier durchaus gute Karten in der Hand.

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