Warum Europa vor dem Terror nicht weichen darf

Madrid. Das blutige Geiseldrama in Algerien bestätigt Befürchtungen einer wachsenden Terror-Gefahr nach Beginn der von Frankreich angeführten internationalen Mali-Operation. Inzwischen besteht Gewissheit, dass radikale Al-Qaida-Islamisten dahinterstecken. Und dass es sich um einen ersten Racheakt für die militärische Intervention in Nord-Mali handelt

Madrid. Das blutige Geiseldrama in Algerien bestätigt Befürchtungen einer wachsenden Terror-Gefahr nach Beginn der von Frankreich angeführten internationalen Mali-Operation. Inzwischen besteht Gewissheit, dass radikale Al-Qaida-Islamisten dahinterstecken. Und dass es sich um einen ersten Racheakt für die militärische Intervention in Nord-Mali handelt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass weitere Vergeltungsaktionen folgen werden.Die islamistischen Fanatiker, die in Nord-Mali ein Terror-Regime errichtet haben, hatten zuvor wüste Drohungen nach Paris und an die Weltgemeinschaft geschickt. Davon dürfen sich jedoch weder Frankreich noch jene europäischen Länder beeindrucken lassen, die den Franzosen logistische Hilfe zugesagt haben. Schließlich kann es sich die demokratische Welt nicht leisten, vor Terror einzuknicken.

Auch wenn jetzt die Diskussion über die Terrorrisiken des Malikrieges eher noch schärfer werden dürfte: Es gilt, kühlen Kopf zu bewahren. Emotionale Debatten helfen in dieser brandgefährlichen Situation, in der es um den Kampf gegen den internationalen Terrorismus und für die Freiheit sowie Rechtsstaatlichkeit geht, nicht weiter.

Und noch eines: Die Europäer haben in den letzten Jahren bewiesen, dass sie im Anti-Terror-Kampf ziemlich erfolgreich sind. Auf dem europäischen Kontinent wurden Hunderte mutmaßliche Terroristen mit religiösem Hintergrund festgenommen, bevor sie Unheil anrichten konnten. Es gibt also - wenigstens hierzulande - keinen Grund, in Panik zu verfallen. Aber natürlich auch keinen Anlass für ein Nachlassen der Aufmerksamkeit.

Gleichzeitig dürfte eine Woche nach Beginn des Wüstenkrieges in Nord-Mali dem französischen Präsidenten Hollande klar geworden sein, dass der Einsatz in der Sahara gegen die gut ausgerüstete und sehr wendige Islamistenarmee kein kurzer Spaziergang werden dürfte. Und dass diese Schlacht, in der es auch um die Verteidigung der Sicherheit in Europa geht, noch manches Opfer abverlangen wird.

Aber jetzt mal ehrlich: Was wäre denn die Alternative zu Frankreichs Vorpreschen gewesen? Die Islamisten, die nach der Eroberung von Nord-Mali in Begriff waren, den Süden zu überrennen, einfach durchmarschieren zu lassen? Sicherlich nicht!

Schon eher könnte man den Vorwurf erheben, viel zu lange zugesehen zu haben, wie sich in Nord-Mali und in der umliegenden Sahararegion eine neue Terrorhochburg formierte. Aber dies kann man nicht allein der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich ankreiden.

Warum haben sich denn die Europäische Union, die Afrikanische Union, die Vereinten Nationen über Monate vor Entscheidungen gedrückt? Alle haben eifrig über Hilfe für das bedrängte Mali debattiert, aber keiner wollte konkret eingreifen. Erschwerend kam freilich hinzu, dass es in Süd-Mali keine stabile Regierung gibt, sondern das Militär nach einem Putsch die Zügel zieht.

Wie auch immer: Der Krieg in Mali und das Geiseldrama in Algerien zeigen, wo derzeit die größte Terrorgefahr für Europa lauert: Nordafrika und die gesamte Sahara sind zum neuen Aufmarschgebiet für radikale Islamisten und fanatische Terroristen geworden. Ein Pulverfass, an dem schon seit Jahren die Lunte glimmt. Und dieser explosiven Entwicklung kann niemand mit verschränkten Armen zusehen.

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