Windparks Warum die Windkraft der richtige Weg bleibt

Meinung · Die im Saarland mit harten Bandagen geführte Diskussion um Für und Wider der Windkraft hat Züge eines Kulturkampfes. Das Thema entfacht, wie unsere Windkraft-Serie und zahlreiche Leserreaktionen darauf seit Februar gezeigt haben, ein bemerkenswertes Erregungspotenzial. Der Landes- und Kommunalpolitik setzen derzeit gleich 20 Bürgerinitiativen zu, die sich im Bündnis "Gegenwind Saarland" formiert haben. Gewaltig ist der Andrang bei Bürgeranhörungen zu geplanten Windparkanlagen. Die einen fürchten eine Verschandelung, ja Uniformierung der Landschaft und dazu eine Industrialisierung der Wälder. Die anderen sorgen sich um Gesundheit und Tierschutz oder angebliche Wertverluste bei Immobilien.

Die Frage, die sich stellt, ist: Inwieweit ist der Kampf der Windkraftgegner persönlich motiviert? Wie viele zürnen nur deshalb, weil in ihrer Nähe Rotoren aufgestellt werden sollen? In jedem Fall zwingt der Streitfall Windenergie zu einer grundsätzlichen Abwägung zwischen individuellen und gesellschaftlichen Interessen. Eine Mehrheit der Deutschen hat nach Fukushima jene Energiewende erzwungen, die die Bundesregierung seither vollzogen hat. Insoweit ist der Ausbau der regenerativen Energien - und damit auch der von Windparks - alternativlos. Und führt dazu, dass im Zuge dieses gesellschaftlichen Konsenses auch die ein oder andere Kröte zu schlucken ist. Wer A (Atomausstieg) sagt, muss auch B (Bau von Windkraftanlagen) sagen. Das schließt ein, dass die Windkraft nicht überall einen großen Bogen um unsere private Lebenswelt machen kann. Letztlich ist insoweit der Gemeinsinn derer gefragt, die es trifft.

Andererseits ist der Unmut der Betroffenen vielfach nachvollziehbar. Die relative Bevölkerungsdichte im Saarland, keinem dezidierten Windgebiet, führt dazu, dass manche Windparks Siedlungsräumen bedrohlich nahe rücken. Hinzu kommt, dass die Bürgerbeteiligung in einigen Planungsverfahren unterblieb. Insoweit sind die Bürgerinitiativen basisdemokratisch das Beste, was uns passieren kann: Sie bezeugen Engagement, kontrollieren Politik.

Umso irritierender ist es zu lesen, dass Energie-Genossenschaften berichten, die Akzeptanz von Windparks steige schlagartig an, sofern Betroffene finanziell beteiligt werden. Träfe dies zu, regierte mancherorts am Ende doch nur das Prinzip Eigennutz.

Was also tun? Erstens: Windparks sollten nur dort entstehen, wo sie in Sachen Windhöffigkeit nachweislich Sinn machen und Naturräume möglichst schonen. Zweitens sollten, wie nun seitens der Groko im Saarland geplant, historische Forste Tabuzonen sein. Drittens gehören die Betroffenen frühzeitig umfassend informiert. Zuletzt und vor allem aber gilt es zu verinnerlichen, dass die Industriegesellschaft ihren Preis hat. So breitbeinig-maßlos, wie wir überall unseren ökologischen Fußabdruck setzen, muss das kompensiert werden. Die Windräder am Horizont sind ein weithin sichtbarer Beitrag dazu. Man muss sie nicht schön finden, aber energie- und klimapolitisch bleiben sie der richtige Weg.

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