Warum Cattenom besser als sein Ruf ist

Saarbrücken. Am 31. Oktober 2012 hat die Saarbrücker Zeitung unter dem Titel "Atommeiler Cattenom wird mit Milliarden aufgerüstet" über die Investitionen des Stromkonzerns EDF in das Kernkraftwerk Cattenom berichtet

Saarbrücken. Am 31. Oktober 2012 hat die Saarbrücker Zeitung unter dem Titel "Atommeiler Cattenom wird mit Milliarden aufgerüstet" über die Investitionen des Stromkonzerns EDF in das Kernkraftwerk Cattenom berichtet. Ich fürchte, dass der Titel und der Inhalt dieses Artikels einen falschen Eindruck von den Bemühungen des Konzerns EDF um die Verbesserung seiner Anlagen erwecken. Unerwähnt bleiben vor allem die Maßnahmen, die im Bereich der nuklearen Sicherheit getroffen wurden - als Antwort auf die Schlussfolgerungen der zusätzlichen Sicherheitsauswertungen durch die Behörde für nukleare Sicherheit im Rahmen der Beschlüsse des Europäischen Rates vom 24. und 25. März dieses Jahres.Die Investitionen in Höhe von drei Milliarden Euro sind im Wesentlichen auf die Bemühungen unserer beiden Länder (und vor allem auch des Saarlandes) zurückzuführen, die Sicherheit von Cattenom zu erhöhen und die Lehren aus der Katastrophe von Fukushima zu ziehen. Etwa 30 Prozent der Investitionen stehen damit in einem direkten Zusammenhang. Ich darf an dieser Stelle daran erinnern, dass es über den Betrieb und das Funktionieren des Atommeilers Cattenom kontinuierlich umfangreiche Abstimmungen mit den Behörden des Saarlandes gibt. Kommt es zu Zwischenfällen, so werden diese mit der größten Transparenz behandelt. Die Behörden des Saarlandes werden umgehend telefonisch und per E-Mail darüber informiert. In 95 Prozent der Fälle handelt es sich ferner um Störfälle der Stufe 0 auf der Internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse, also ohne Auswirkungen auf die Sicherheit der Anlagen. Die seltenen Störfälle der Stufe 1 bedeuten Funktionsstörungen ohne weitere Konsequenzen.

Ein einziger Störfall der Stufe 2, ein Problem mit den Leitungen in den Lagerbecken, wurde Anfang 2012 registriert. Er stellte aber keinerlei Gefahr für die Beschäftigten oder für die Umwelt dar. Das Saarland besitzt Geräte zur Messung einer eventuellen Radioaktivität, ist also in der Lage, seine eigenen Messungen vorzunehmen. Außerdem führen das Saarland, Luxemburg und Frankreich seit diesem Sommer gemeinsame Störfallübungen durch, was zeigt, wie gut wir in den Fragen der nuklearen Sicherheit zusammenarbeiten.

Die Ankündigungen von EDF stehen in Zusammenhang mit einer landesweiten Energiepolitik, die ein wirtschaftliches Gleichgewicht (Strompreise, Arbeitsplätze) verfolgt und zugleich auf ein hohes Maß an Sicherheit und Umweltschutz abzielt. Cattenom stößt nur fünf Gramm CO2 pro produzierter Kilowattstunde Strom aus, im Vergleich zu durchschnittlich 900 Gramm durch ein Kohlekraftwerk. Dieser Ansatz entspricht den Zielen vieler europäischer Länder bei der Bekämpfung der Erderwärmung.

Frédéric Joureau ist seit September französischer Generalkonsul im Saarland. Zuvor war er drei Jahre Erster Botschaftsrat in Helsinki. Bevor er 2005 ins Auswärtige Amt kam, war er 15 Jahre lang im französischen Verteidigungsministerium tätig mit Stationen in Paris und Washington. Wie Joureau hatte sich auch sein Vorgänger Philippe Cerf darum bemüht, die Befürchtungen der Saarländer zu Cattenom zu zerstreuen.

Foto: Iris Maurer

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