Warten auf Stille

Die meisten Deutsche werden heute ernsthaft krank: WM-Fieber. Und die übrigen leiden auch.

Frauen können ihren Männern abends nicht mehr in die Augen schauen, wenn sie mit ihnen reden. Denn deren Blick richtet sich starr auf den Fernseher. Filme gucken und Freiluftvergnügen ohne Rudelfaktor? Erstmal gestrichen. Idyllische Abendspaziergänge und Nachtruhe weichen Jubelschreien und Autokorsos. Und die Kollegen, gestern noch freundlich, sind jetzt Konkurrenten beim WM-Tipp.

Mit etwas positivem Denken können Fußball-Verweigerer aber genau darin den Sinn des Ganzen erkennen: Nur weil sie alle paar Jahre das Grölen und Fahnenschwenken der Fans ertragen müssen, wissen sie die Stille vorher und nachher wirklich zu schätzen. Diese Einstellung macht zwar zum Außenseiter - aber nur vorübergehend. Denn was die Evolution mit dem heutigen Anpfiff trennt, wird sich nach dem 13. Juli wieder ganz natürlich annähern.

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