Wählerlob unter Vorbehalt

Das klingt vertraut: Die große Koalition kriegt gute Noten - die Union zieht der SPD davon. Das gilt im Bund. Und so ist es im Saarland , wie wir spätestens seit der neuen SR-Umfrage wissen. Die 40-Prozent-Marke schaffte die CDU hier zuletzt vor acht Jahren.

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Foto: Robby Lorenz

62 Prozent für Annegret Kramp-Karrenbauer im Direktwahl-Vergleich - davon konnte ihr Vorgänger Peter Müller nur träumen.

Hier gelten offenbar die Gesetze großer Koalitionen. Auch wenn die Saarländer, wie die Umfrage zeigt, das kernige Auftreten des neuen CDU-Innenministers Klaus Bouillon mehrheitlich gut finden: Im Allgemeinen goutieren die Bürger den Eindruck geräuschloser Geschäftigkeit, den Bündnisse der Volksparteien erwecken. Doch sie belohnen vor allem die Person an der Spitze und deren Partei.

Im Saarland hat es da die Zweite im Kabinett, Anke Rehlinger , besonders schwer. Die wahrscheinliche SPD-Herausforderin der Regierungschefin stand noch nicht wie ihr Vorgänger Heiko Maas im Zentrum eines Wahlkampfes. Zudem lenkt Maas als Bundesjustizminister weiter viel Interesse auch im Saarland auf sich. Dagegen kommt die Wirtschaftsministerin selbst mit klugen Projekten etwa zur Industrie-Politik kaum an. Nach ein paar Wahlkampfwochen dürfte sich ihr Rückstand zu Kramp-Karrenbauer aber verringern - und jener der SPD zur CDU . Damit wäre 2017 auch die Tür für Schwarz-Grün rechnerisch zu. Es ist die einzige Alternative von "AKK" zur großen Koalition, was ihr Umfrage-Hoch relativiert. Noch so eine Parallele zu Merkel.

Kramp-Karrenbauers Erfolgsstory spielt allerdings in schwierigerem Umfeld als jene der Kanzlerin. Zwar kann auch sie mit Wachstum und Beschäftigungsrekorden punkten, doch weder den Frieden in der Ukraine retten noch die Griechen zähmen. Vor allem hat sie keine Rentengeschenke zu verteilen und keine ,,schwarze Null" im Etat. Ihre Saar-Koalition punktet trotz der existenziellen Haushaltskrise des Landes. Das ist das eigentlich Sensationelle der Umfrage. Es könnte an der Einsicht der Saarländer in die Probleme liegen und an der Dialog-orientierten Art, in der CDU und SPD Kürzungen etwa im Landesdienst angehen. Womöglich hat es aber auch damit zu tun, dass manche Härte - für Uni, Hausbesitzer, Beamte - noch nicht wirkt oder noch gar nicht beschlossen ist. Insofern stehen die guten Noten für die Regierung unter Vorbehalt.

Denn die Stimmung im Land ist besser als die Lage. Antworten auf die Haushaltsnot stehen aus. Das Mega-Thema Entvölkerung ist nicht recht in den Köpfen. Und wie sich das Saarland im Wettbewerb mit boomenden Regionen behaupten soll, ist völlig offen. 73 Prozent Wählerstimmen sollten für eine Koalition genug Rückenwind geben, diese Themen offensiv anzugehen.

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