Vor Wahlen ist die Rente sicher

Meinung · Nicht alle Nachrichten in diesen Tagen sind von düsterer Natur. Es gibt auch Lichtblicke in der Krise: Die Rentner können sich zur Jahresmitte über eine spürbare Aufstockung ihrer gesetzlichen Bezüge freuen. Das hat nicht nur mit dem Plus bei den Renten selbst zu tun. Parallel dazu sinkt auch der Einheitsbeitrag zur Krankenversicherung. Diese Entlastung kommt für die Rentner noch oben drauf

Nicht alle Nachrichten in diesen Tagen sind von düsterer Natur. Es gibt auch Lichtblicke in der Krise: Die Rentner können sich zur Jahresmitte über eine spürbare Aufstockung ihrer gesetzlichen Bezüge freuen. Das hat nicht nur mit dem Plus bei den Renten selbst zu tun. Parallel dazu sinkt auch der Einheitsbeitrag zur Krankenversicherung. Diese Entlastung kommt für die Rentner noch oben drauf. Und berücksichtigt man die historisch niedrige Inflationsrate, dann haben die Senioren unter dem Strich einen realen Zuwachs in der Tasche, wie es ihn schon seit Jahren nicht mehr gab. Nach drei Nullrunden in Folge dürften die Rentner das nur als gerecht empfinden. Auch werden sich jene bestätigt fühlen, die dem Grabgesang auf das gesetzliche Rentensystem noch nie etwas abgewinnen konnten. Waren die Norbert Blüms lange in der Minderheit, weil der Kapitalmarkt ungleich mehr Chancen für die Geldvermehrung zu bieten schien als die vergleichsweise mageren Renditen aus der staatlichen Altersversorgung, so werden in der Krise auch hier alte Werte wieder attraktiv. Sicherheit steht plötzlich hoch im Kurs. Wer heute Rentenbeiträge zahlt, dem muss klar sein, dass dieses Geld sofort zur Begleichung der laufenden Altersbezüge verwendet wird. Durch dieses Umlagesystem sind groß angelegte Spekulationsgeschäfte mit windigen Finanzanlagen praktisch von vornherein ausgeschlossen. Zur politischen Manipulation eignet sich das bestehende System aber allemal. Davon zeugt gerade die aktuelle Rentenanpassung. Denn ein Teil des finanziellen Zuwachses geht auf einen Trick der Bundesregierung zurück. Als die Weltwirtschaft noch voll im Saft stand, schien es ihr geboten, die Ruheständler stärker am Aufschwung zu beteiligen, als es das Renten-Gesetz vorsieht. So wurden einige rentendämpfende Effekte kurzerhand ausgesetzt. Dabei hätten die Senioren auch ohne den Eingriff in die Rentenberechnung von der guten Konjunktur profitiert. Die Regierung hat immer wieder die Verlässlichkeit des Rentensystems beschworen. Ihre willkürliche Korrektur spricht aber eine andere Sprache. Nicht nur, dass die für 2012 geplante Beitragssenkung ins Rutschen kommt, womit alle Arbeitnehmer das Nachsehen hätten. Bei näherer Betrachtung besteht auch für die Rentner kein Grund zur Euphorie. Nach der Gesetzeslage soll ihnen das, was sie jetzt überproportional mehr erhalten, im kommenden Jahrzehnt wieder abgezogen werden. Spätestens hier erschließt sich der politische Sinn der Übung: Der außergewöhnliche Zuschlag fällt - natürlich rein zufällig - ins Jahr der Bundestagswahl.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
Zur Lockerung des Schweizer Bankgeheimnisses schreibt der "Tages-Anzeiger" aus Zürich: Die normale Bankbeziehung wird auch in Zukunft diskret bleiben, den "gläsernen Bankkunden" wird es nicht geben. (. . .) Die große Mehrheit der Bürger will nic
Zur Lockerung des Schweizer Bankgeheimnisses schreibt der "Tages-Anzeiger" aus Zürich: Die normale Bankbeziehung wird auch in Zukunft diskret bleiben, den "gläsernen Bankkunden" wird es nicht geben. (. . .) Die große Mehrheit der Bürger will nic
In der Ausgabe vom 14./15. März haben wir auf Seite B 2 über den vierten Gesamtschultag in Türkismühle berichtet. In dem Beitrag war irrtümlich von einer "Landesinitiative für Pädagogik und Methodik" die Rede. Mitveranstalter des Fortbildungstages wa
In der Ausgabe vom 14./15. März haben wir auf Seite B 2 über den vierten Gesamtschultag in Türkismühle berichtet. In dem Beitrag war irrtümlich von einer "Landesinitiative für Pädagogik und Methodik" die Rede. Mitveranstalter des Fortbildungstages wa