von woche zu Woche

Fußball-EM

mit Folgen

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

seit gestern rollt der Ball bei der Fußball-EM. Dadurch wird zwangsläufig das Interesse an Menschenrechtsverletzungen und Missständen im Gastgeberland Ukraine überlagert, das viele politische Diskussionen im Vorfeld bestimmte. Ohne dieses sportliche Großereignis hätte es mit Sicherheit weniger Kritik am Regime in Kiew und weniger Anteilnahme am Schicksal der inhaftierten Oppositionsführerin Julia Timoschenko gegeben. Deshalb muss die Vergabe der EM an die Ukraine grundsätzlich kein Fehler gewesen sein. Natürlich kann deren Präsident Viktor Janukowitsch die EM als Aufwertung seines Landes verstehen, sie lenkt aber auch den weltweiten Fokus auf sein autoritäres System und die mafiösen Strukturen seines Landes. Und diese Aufmerksamkeit und die Kritik an den dortigen Zuständen sind eine wertvolle Unterstützung für Bürgerrechtler und Oppositionelle.

Dass neben Politikern jetzt auch einzelne Spieler und Trainer sich intensiver mit den Verhältnissen in dem zweiten Gastgeberland der EM beschäftigen und sich dazu äußern, ist ebenfalls hilfreich. Wird doch so der weitreichende Boykott von Politikern gerade aus Deutschland und Frankreich verstärkt, die nicht neben Janukowitsch sitzen und ihn damit salonfähig machen wollen.

Dem Sport wird es nicht gelingen, die Probleme zu lösen, an denen die Politik bisher gescheitert ist. Aber auch Sportler und ihre Verbände sollten gesellschaftliche Verantwortung übernehmen und Position beziehen. Und es schadet nichts, wenn auf diesem Weg auch die Fußball-Fans, die weniger an Politik interessiert sind, für solche Fragen sensibilisiert werden.

In diesem Sinne ein schönes Fußballwochenende