Von wegen langweilig

Nein - langweilig war sie nun wirklich nicht, die vergangene Saison der Fußball-Bundesliga. Wenn an diesem Samstag der Schlussakkord mit dem 34. Spieltag erklingt und alle neun Spiele zeitgleich angepfiffen werden, gibt es noch genug Gelegenheit für Millionen Fans, mit ihren Lieblingskickern zu zittern, zu leiden oder sie zu feiern.

Selbst die Anhänger des schon lange feststehenden Meister Bayern München dürfen jubeln, schließlich gibt es nach dem Spiel gegen Mainz 05 die Meisterschale.

Zum 25. Mal geht die liebevoll "hässlichste Salatschüssel der Welt" genannte Trophäe an die Isar - der einzige Titel in dieser Saison für die erfolgsverwöhnten Bajuwaren, deren Trainer Pep Guardiola deswegen ordentlich in die Kritik geriet. Manche wollten gar festgestellt haben, der "Wundertrainer" habe seine Aura verloren. Das ist natürlich Quatsch. In der Champions League darf jede Mannschaft der Welt im Halbfinale gegen einen unwiderstehlichen Lionel Messi und den FC Barcelona ausscheiden. Trotzdem hat die Kritik Guardiola merklich getroffen. Ob er seinen Vertrag über das Jahr 2016 verlängert, darf getrost bezweifelt werden.

Weniger Titel als die Bayern, aber mehr Bundesliga-Tradition hat der Hamburger SV zu bieten. Noch. Denn das Gründungsmitglied der Bundesliga steht vor seinem ersten Abstieg überhaupt. Die überdimensionale Stadionuhr in der Arena am Volkspark droht nach fast 52 Jahren abgestellt zu werden. Nicht wenige würden es dem Dino mal gönnen, eine Etage tiefer wieder zu Sinnen zu kommen. Vier Trainer verschliss der HSV in dieser Saison. Kontinuität geht anders.

Wie, zeigt das Beispiel Borussia Mönchengladbach eindrucksvoll. Vor vier Jahren vermieden die "Fohlen" mit Ach und Krach den Abstieg - und schreiben seitdem mit Trainer Lucien Favre und Sportdirektor Max Eberl an einer wundersamen Erfolgsgeschichte, die sie kommende Saison in die Champions League führt. Taktische Finesse, clevere Transfers, die Entwicklung von Talenten aus der eigenen Jugend in Richtung erste Mannschaft - am Niederrhein wird derzeit nicht wirklich was falsch gemacht. Und schön anzusehen ist der Fußball auch noch.

Nicht immer schön war das, was die andere Borussia bot. Ex-Meister Dortmund lag zeitweise auf dem letzten Tabellenplatz - das war selbst für den dort leidenschaftlich verehrten Trainer Jürgen Klopp zu viel. Er nimmt zum Saisonende freiwillig seinen Hut, weil er nicht mehr der "perfekte Trainer für diesen außergewöhnlichen Verein" sei - ein seltener Akt. Die Bundesliga ohne Seitenlinien-Zampano Klopp? Kaum vorstellbar. Aber wer weiß schon, wo er unterkommen wird - freie Stellen wird es ja spätestens dann wieder geben, wenn die Bundesliga Mitte August wieder weitergeht.

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