USA verhehlen Misstrauen gegenüber Pakistan nicht

Washington. Die Beziehungen zwischen Pakistan und den USA steuern auf einen neuen Tiefpunkt zu. Washington hält 800 Millionen der zwei Milliarden US-Dollar Militärhilfe zurück. Das Weiße Haus versuchte die Spannungen mit dem wichtigen Verbündeten in Südasien erst gar nicht kleinzureden

Washington. Die Beziehungen zwischen Pakistan und den USA steuern auf einen neuen Tiefpunkt zu. Washington hält 800 Millionen der zwei Milliarden US-Dollar Militärhilfe zurück. Das Weiße Haus versuchte die Spannungen mit dem wichtigen Verbündeten in Südasien erst gar nicht kleinzureden. Stattdessen informierten gleich mehrere "offizielle Mitarbeiter" der US-Regierung Reporter hinter den Kulissen über Details der ungewöhnlichen Strafmaßnahmen. Den größten Einzelposten machen die Personalkosten für die 100 000 pakistanischen Soldaten aus, die in den Stammesgebieten an der Grenze zu Afghanistan gegen Taliban- und Al-Qaida-Kämpfer im Einsatz sind. Gestrichen werden bis auf weiteres auch die Lieferung bestimmter Ausrüstungsgüter sowie Geld für die Ausbildung pakistanischer Truppen.Der vordergründige Anlass für die Strafmaßnahme ist die Ausweisung amerikanischer Militärberater aus Pakistan. Tatsächlich reichen die Gründe für das Abkühlen der Beziehungen sehr viel tiefer. Wechselseitig besteht ein fundamentales Misstrauen, das nach der geheimen Kommandoaktion gegen Osama bin Laden offen zu Tage trat. Die pakistanischen Streitkräfte fühlten sich von den Amerikanern gedemütigt, während die US-Regierung ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt sah: Dass Kräfte innerhalb des pakistanischen Sicherheitsapparats mit den Extremisten gemeinsame Sache machten. Besonders stört die Amerikaner die aus ihrer Sicht halbherzige Bereitschaft des Verbündeten, gegen die Taliban in den schwer zugänglichen Stammesgebieten von Waziristan vorzugehen.

Das Fass zum Überlaufen brachte der Mord an dem investigativen Reporter Syed Saleem Shahzad (40). Die Leiche des Journalisten wies unübersehbare Zeichen schwerer Misshandlungen auf. Das Weiße Haus geht hier von einer Verwicklung des pakistanischen Geheimdienstes ISI aus. Diesem war Shahzad lange ein Dorn im Auge, weil er furchtlos über die Unterwanderung des pakistanischen Militärs mit Extremisten geschrieben hatte.

Der Stabschef der US-Streitkräfte, Admiral Mike Mullen, zeigte vergangene Woche direkt mit dem Finger auf die pakistanische Regierung. "Das war durch die Regierung sanktioniert", erklärte Mullen in einem Gespräch mit der Zeitung "New York Times". Der Mord habe die Beziehungen zwischen beiden Ländern weiter belastet. "Offen gesagt, die Spirale dreht sich in die falsche Richtung." Pakistan wies die Vorwürfe entschieden zurück. Die Aussagen des Admirals seien "extrem unverantwortlich", meinte ein Regierungssprecher.

Islamabad streitet auch ab, seine Hände bei der Lieferung von Atomausrüstung an Nord-Korea, Libyen und Iran im Spiel gehabt zu haben. Genau das geht aus einem Dokument hervor, das die Zeitung "Washington Post" vergangene Woche veröffentlichte. Das Schreiben eines nordkoreanischen Funktionärs entkräftet die offizielle Variante, wonach der Kopf des pakistanische Atomprogramms, Abdul Kadir Khan, ohne Wissen der Regierung Nukleargeschäfte mit den drei Staaten betrieben habe.

Experten außerhalb der US-Regierung warnen vor kurzsichtigen Strafaktionen der USA gegenüber Pakistan. Schließlich brauchten die USA das Land, um Al Qaida zu schlagen und ehrenhaft aus Afghanistan abzuziehen.

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