Union setzt voll auf Guttenberg und Abwarten

Berlin. Auf der Bühne steht CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla. Neben ihm lächelt CSU-Wirtschaftsministers Karl-Theodor zu Guttenberg vom Plakat. Die CDU ist in den Wahlkampf gestartet - und rückt dabei den Senkrechtstarter aus der Schwesterpartei ins Kameralicht. Auch die übrigen Unionsminister aus dem Kabinett sind auf den in blau und orange gehaltenen Porträtfotos abgelichtet

Berlin. Auf der Bühne steht CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla. Neben ihm lächelt CSU-Wirtschaftsministers Karl-Theodor zu Guttenberg vom Plakat. Die CDU ist in den Wahlkampf gestartet - und rückt dabei den Senkrechtstarter aus der Schwesterpartei ins Kameralicht. Auch die übrigen Unionsminister aus dem Kabinett sind auf den in blau und orange gehaltenen Porträtfotos abgelichtet. Doch unübersehbar ist, dass sich die CDU mit dem Superstar aus Bayern schmücken will, den die Deutschen laut Umfragen für wichtiger halten als Kanzlerin Angela Merkel (CDU).Von Merkel selbst ist bislang wenig zu sehen. Gerade ein kleines Plakat der zwölf Motive zeigt das Gesicht der Kanzlerin. Und während SPD-Herausforderer Frank-Walter Steinmeier vor zehn Tagen die Vorstellung seines Kompetenzteams inszenierte, seinen Deutschland-Plan nachschob und mit dem neuen Konzept auf Wahlkampftour ging, ließ sich Merkel im Südtirol-Urlaub den Kopf "durchlüften". Gelassenheit demonstrieren, das scheint derzeit die Devise der CDU.Dem 19-köpfigen Team Steinmeier aus neuen und alten Gesichtern setzen die Christdemokraten sechs Minister entgegen - darunter zwei der CSU. "Wir verstecken unsere Minister nicht in einem Oppositionskabinett", stichelt Pofalla gegen das Massenaufgebot der Sozialdemokraten. Zugleich setzt sich die Union aber dem Verdacht aus, außer den amtierenden Parteigrößen über keine präsentablen Nachwuchskräfte zu verfügen. Und während völlig klar ist, dass nicht alle 19 Mitglieder des SPD-Kompetenzteams im Falle eines Wahlsiegs auch Minister werden können, suggerieren die Unionsplakate dem Wähler, dass die alten Ressortchefs von CDU und CSU auch die neuen sein sollen. Während die SPD im Kompetenzteam auch stark auf Frauenpower setzt, schiebt die Union den Baron aus Bayern nach vorne, mit dem einer Befragung zufolge jeder dritte Deutsche sogar gerne seine Ferien verbringen würde. Dabei wäre es im Fall der angestrebten schwarz-gelben Koalition höchst unsicher, dass Guttenberg Wirtschaftsminister bleibt. Denn dieses Ressort beanspruchen die Liberalen traditionell für sich. Doch das Zugpferd Guttenberg funktioniert einfach zu gut. In München musste jetzt ein Termin mit ihm wegen des großen Andrangs vom nur mehrere hundert Zuhörer fassenden Hofbräukeller in den Löwenbräukeller verlegt werden. Dort ist Platz für 2000 Menschen.Abwarten, sich zurückhalten und die Fehler möglichst den anderen überlassen. Diese Taktik zahlt sich für die CDU - zumindest den Umfragen zufolge - bislang aus. Noch vor vier Jahren hatte Merkel selbst ein Wahlkampf-Team aufgestellt und sich mit der Berufung des Steuerexperten Paul Kirchhof heftigster Kritik ausgesetzt - und dem Instinktpolitiker Gerhard Schröder eine willkommene Angriffsfläche geboten. Jetzt verspottet Pofalla Steinmeier für sein "Schattenboxen" und seine "Instrumente der Opposition". Und kritisiert dessen Plan, vier Millionen neue Arbeitsplätze zu schaffen, als "völlig unglaubwürdiges Versprechen". Die CDU dagegen bescheidet sich auf ihren Plakaten mit dem Satz "Arbeit sichern". Doch auch wenn Pofalla selbstbewusst am Wahlziel 40 Prozent plus X für die Union festhält, warnt er vor verfrühter Siegesgewissheit. Die jetzt vorgestellten Plakate sollen erst der Anfang sein. In einer zweiten und einer dritten "Plakatwelle" soll die Kanzlerin zu sehen sein - großflächig.

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