Umverteilung durch die EZB

Peter Stefan Herbst Chefredakteur saarbruecker-zeitung.de/woche Liebe Leserinnen, liebe Leser, die Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) für den historisch niedrigsten Zinssatz ist das vorläufige Ende einer Entwicklung, die den Umgang mit Geld auf den Kopf gestellt hat.

Sparen lohnt sich bei den mickrigen Zinsen schon lange nicht mehr. Die Lebensversicherung als klassische Altersvorsorge der Durchschnittsverdiener wird noch unattraktiver. Wer aber denkt, die aktuelle Entscheidung benachteilige jetzt Menschen mit kleineren oder mittleren Einkommen, der irrt. Die Umverteilung hat nach der Finanzkrise und vergangenen Zinssenkungen der EZB längst stattgefunden.

Profitiert haben vor allem die Banken, die die Finanzkrise mit verursacht haben und für deren Fehler die Steuerzahler haften müssen. Auch die Besserverdiener gehören zu den Gewinnern, wenn sie ihr Geld an den Börsen angelegt hatten. Denn die konnten mangels anderer attraktiver Anlagemöglichkeiten Rekordstände erreichen. Und auch der Bundesfinanzminister und seine Kollegen in den Ländern gehören zu den Krisenprofiteuren, haben sie doch alte Schulden zu immer besseren Konditionen refinanziert. Dies kann zwar die Steuerzahler entlasten und die Verpflichtungen für kommende Generationen reduzieren, verführt die Politik aber auch zu Wohltaten, die diesen Effekt schnell wieder zunichtemachen.

Was bleibt den Durchschnittsverdienern übrig? Immobilien oder Aktien? Wer sich beim Hauskauf animiert durch die Niedrigzinsen übernimmt, kann ebenso viel verlieren wie an der Börse. Denn ewig wird die aktuelle Entwicklung nicht weitergehen. Noch nie war es so wichtig, sich auch bei kleineren Vermögen breit und bestmöglich fürs Alter abzusichern.

In diesem Sinne ein schönes Wochenende

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort