Lufthansa-Chef Carsten Spohr Der Herr der Lüfte fliegt immer höher hinaus

FRANKFURT (dpa) Jetzt auch noch „Stratege des Jahres“ im „Handelsblatt“ – Lufthansa-Chef Carsten Spohr kann sich in diesen Tagen über fehlende Glückwünsche nicht beschweren. Am Samstag ist der „Manager des Jahres“ – so der Ehrentitel des Manager-Magazins – 51 Jahre alt geworden und befindet sich auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Der von ihm gelenkte Dax-Konzern ist die mit Abstand umsatzstärkste Fluggesellschaft in Europa und fliegt Rekordgewinne am laufenden Band ein.

 Seit 2014 steht Carsten Spohr an der Spitze der Lufthansa.

Seit 2014 steht Carsten Spohr an der Spitze der Lufthansa.

Foto: dpa/Daniel Bockwoldt

Beim laufenden Konzentrationsprozess der Branche rund um die Pleiten der Air Berlin und Alitalia ist Spohr der Jäger lukrativer Firmenteile – und nicht der Gejagte. Daran ändert auch die wegen des Widerstands der EU-Wettbewerbshüter geplatzte Übernahme der Air-Berlin-Tochter Niki wenig: Die Lufthansa-Tochter Eurowings wird nun zwar langsamer wachsen als geplant, aber sie kann auch aus eigener Kraft 20 neue Flugzeuge an den Himmel bringen. Vom Kollaps der Air Berlin profitiert die Lufthansa ohnehin – während die Bundesregierung um Teile ihres Kredits bangen muss –, denn weniger Flugzeuge auf dem Markt bedeuten erst einmal steigende Preise in den besser gebuchten eigenen Maschinen. Die Börse dankt es dem Wirtschaftsingenieur und gelernten Piloten Spohr, der nebenbei seinen Vorstand kräftig umgebaut hat, mit Höchstkursen. Mit um die 30 Euro ist die Kranich-Aktie aktuell deutlich mehr als doppelt so viel wert wie noch zu Jahresbeginn.

Dabei hatte es zu Spohrs Amtsantritt im Mai 2014 wenige Anzeichen für eine Erfolgsgeschichte gegeben. Er selbst war erst nach einer holprigen Berufung an die Konzernspitze gekommen, weil viele im Unternehmen den vormaligen Kronprinzen zwar wollten, aber nach außen auch eine ernsthafte Suche nach Alternativlösungen präsentieren mussten. Der Riesen-Konzern mit 120 000 Beschäftigten schien gelähmt von der eigenen Bürokratie, gejagt von Billigfliegern und zermürbt von den regelmäßigen Streiks der Piloten, die ihre Priviligien mit aller Macht verteidigten. Insbesondere Spohrs kompliziert klingende Idee vom schnellen Ausbau der Billigschiene Eurowings fanden die Flugzeugführer der Kernmarke gar nicht lustig. Dreieinhalb Jahre später ist der Tarifstreit bis ins Jahr 2022 langfristig beigelegt und Eurowings eine Erfolgsgeschichte im Kampf gegen die Billigflieger wie Ryanair und Easyjet.

„Wenn wir nicht unsere zweite Marke Eurowings gegründet hätten, wären wir nicht in der Lage gewesen, uns so um unsere Premiummarke zu kümmern, wie wir es in den vergangenen Jahren getan haben“, sagt Spohr an einem grauen Dezembermorgen in Frankfurt, an dem er die wichtige Fünf-Sterne-Auszeichnung der Beratungsgesellschaft Skytrax für die Kernmarke Lufthansa entgegennimmt. Der offene und joviale Spohr zeigt sich bescheiden und gibt das Skytrax-Siegel sofort an die anwesenden Flugbegleiterinnen weiter: „Das ist Ihr Erfolg. Sie sind einzigartig in der Airline-Industrie“, lobt der Chef.

Dass Spohr glaubhaft Gefühle zeigen kann, hat dem verheirateten Vater zweier Töchter auch in der schlimmsten Krise seines Unternehmens geholfen. Im März 2015 ließ ein lebensmüder Co-Pilot einen vollbesetzten Germanwings-Airbus in den französischen Alpen zerschellen. Spohr zögerte angesichts von 150 Toten keinen Moment, in der Öffentlichkeit selbst die Verantwortung zu übernehmen und den Hinterbliebenen sein Beileid auszudrücken.

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