Trump-Tower in Isbanbul Ein Deal mit Erdogan für Trumps Privat-Interessen?

Washington · Man schrieb das Jahr 2015, als der Präsidentschaftskandidat Donald Trump dem konservativen Magazin „Breitbart“ ein Interview gab. In dem Gespräch bekam „Breitbart“-Fragesteller Stephen Bannon, der wenig später Trumps Wahlkampf-Manager werden sollte, eine aus heutiger Sicht bedeutende Antwort.

Mit dieser machte Trump deutlich, dass er nicht in der Lage sein würde, bei einem Wahlsieg gegenüber der Türkei neutral und unbefangen zu agieren. „Ich habe einen kleinen Interessen-Konflikt, weil ich ein sehr großes Gebäude in Istanbul habe“, formulierte Trump in der Radio-Show, „es trägt den Namen Trump Towers. Und es sind zwei Tower, nicht nur einer.“

Wer die Handlungsmotive des früheren Immobilien-Jongleurs kennengelernt hat, der weiß mittlerweile, dass der US-Präsident viele Entscheidungen einem einfachen Prinzip unterordnet. Und das lautet: Wie kann ein „Deal“ gemacht werden, und wie kann ich vielleicht noch davon persönlich geschäftlich profitieren? Siehe seinen ernst gemeinten Vorschlag, doch das nächste G7-Treffen in seiner Hotelanlage in Miami abzuhalten. Viel spricht dafür, dass Trump auch den Truppenabzug aus dem Norden Syriens mit den nun sichtbaren fatalen Folgen für die Zivilbevölkerung und die einst Washington nahestehenden Kurden nach dem Vorteilsprinzip ausrichtete – und damit seinem türkischen Amtskollegen Recep Tayyip Erdogan in die Hände spielte. Der Beschluss Trumps hat angesichts der türkischen Militäroffensive sowohl bei der Opposition wie auch bei Parteikollegen für massive Kritik und Entsetzen gesorgt. Und das liegt auch daran, dass der Präsident die Begründung für den Rückzug mit leicht angreifbaren Behauptungen unterfüttert hat.

Das wohl wichtigste Indiz dafür ist die Aussage Trumps, er sei gewählt worden, um „diese lächerlichen, endlosen Kriege“ zu beenden. Dies erweckt den Eindruck, als ob eine große Zahl von US-Soldaten weiter an mehreren Fronten kämpfen würden. Doch die Realität sieht ganz anders aus. Berücksichtigt man den soeben verkündeten Rückruf der letzten 1000 GI aus Syrien, so hat Washington lediglich noch 14 000 Soldaten in Afghanistan und 5000 im Irak. Fast alle diese Truppen haben zudem die Aufgabe, sich aus Kampfhandlungen herauszuhalten – und stattdessen einheimische Kräfte zu beraten und zu trainieren. Nur in Notfällen sind diese GI autorisiert, aktiv in das Kampfgeschehen einzugreifen. Was das in der Realität bedeutet, macht das Beispiel Syrien besonders gut deutlich. Im Kampf gegen die Extremisten des „Islamischen Staates“ verloren die kurdischen Alliierten der USA mehr als 11 000 Mann. Die Zahl der Toten bei den amerikanischen Streitkräften? Nach einer Statistik des Pentagon sechs Soldaten und zwei Zivilbeschäftigte der Armee.

Nun fürchten Militärexperten, dass der Rückzug Trumps den IS-Kämpfern neuen Aufwind gibt. Irgendwann wird dann ein US-Präsident – sei es der amtierende oder ein neuer – vermutlich vor der Entscheidung stehen, amerikanische Bodentruppen in größerer Zahl gegen den IS einzusetzen. Gleichzeitig stärkt Trumps so fatale Rückzugsentscheidung ausgerechnet Russland und den Iran, den der US-Präsident doch so gerne als größte Bedrohung amerikanischer Interessen in Nahost skizziert. Was unterm Strich einen massiven Scherbenhaufen ausmacht – zumal Trump auch die Nachricht in alle Welt ausgesendet hat: Selbst wer sich unter hohem Blutzoll für die Weltmacht USA einsetzt, kann nicht mit Solidarität rechnen. Denn Trumps einzige Solidarität scheint im Syrien-Konflikt – trotz halbherzig wirkender Sanktionsdrohungen – Erdogan zu gelten. Einem Staatschef, den der US-Präsident einst als „sehr guten Mann“ lobte, der „sehr gute Noten“ für die Art und Weise erhalte, wie er die Türkei regiere.

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