Trumps stramme Truppe

Auf Wahlkampf-Bühnen hat sich Donald Trump in populistischer Pose als Kandidat des Wandels verkauft. Da gab er den Reformer, der den Sumpf in Washington trockenlegen werde. Zum Erfolg trug bei, dass er nicht so leicht in ein Parteienraster passte. Schließlich forderte Trump die Platzhirsche der "Grand Old Party" mit derselben Verve heraus, mit der er sich mit Hillary Clinton duellierte. Ein Pragmatiker, ideologisch nicht festgelegt, weder Republikaner noch Demokrat - so sollten ihn die Wähler sehen. Das Kabinett aber, das er gezimmert hat, lässt jenen überparteilichen Charme nahezu komplett vermissen. Es ist die konservativste Ministerriege, die in der jüngeren Geschichte der USA zusammengestellt wurde.

Der 70 Jahre alte Tycoon hat lauter ältere, weiße, wertkonservative Männer um sich geschart, die eines mit ihm verbindet: Sie sind es gewohnt, in straffen Hierarchien Kommandos zu geben, sei es in Uniform oder in Unternehmen. Erfahrungen im politischen Alltag, wo geduldig dicke Bretter zu bohren sind, wo an Kompromissen zu feilen ist, haben gerade jene kaum aufzuweisen, denen der künftige Staatschef die Schlüsselposten seines Kabinetts anvertraut.

Was sofort ins Auge sticht: Trump hat ein Faible für hochdekorierte Soldaten, weshalb seine Kritiker vor einer Weltsicht warnen, bei der man alles durch die militärische Brille betrachtet. Der frühere General Michael Flynn, der den Islam einmal als Krebsgeschwür bezeichnete, wird als Nationaler Sicherheitsberater enormen Einfluss auf die amerikanische Außenpolitik bekommen. Mit John Kelly leitet ein Ex-General das Heimatschutzministerium, das die Grenze zu Mexiko sichern soll.

Ebenso prominent vertreten sind Leute, die ein Vermögen besitzen. Wilbur Ross, bald Handelsminister , hat mit der Sanierung kriselnder Firmen Milliarden verdient. Andrew Puzder, Manager eines Fast-Food-Imperiums, wird Arbeitsminister, was bei Gewerkschaften für Alarmstimmung sorgt. Puzder gilt als Fan von Robotern, deren Vorzüge er einmal so beschrieb: "Sie sind immer höflich, nehmen nie Urlaub, kommen nie zu spät."

Dann wäre da noch die Rubrik "loyale Freunde" - Politiker, die sich eine Beförderung erhofften, weil sie sich bereits hinter Trump stellten, als ihm die Partei-Elite noch die kalte Schulter zeigte. Scott Pruitt gehört dazu, bis dato Staatsanwalt des ölreichen Staates Oklahoma. Er steht für Trumps Wahlversprechen, die Erdölbranche von allen ökologischen Fesseln zu befreien und wieder mehr Kohle zu fördern, statt auf erneuerbare Energien zu setzen. Ausgerechnet Pruitt, der bezweifelt, dass der Mensch verantwortlich für den Klimawandel ist, soll der Umweltbehörde EPA vorstehen. Es ist der Klassiker: der Bock in der Rolle des Gärtners.

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