Tatkräftiger Seelsorger für das Skandal-Bistum Limburg

Trier · Auf den heutigen Trierer Generalvikar Georg Bätzing wartet die wohl schwerste kirchenpolitische Aufgabe, die in Deutschland derzeit zu vergeben ist. Das Bistum Limburg, dessen Bischof er nach einer Mitteilung des Vatikan vom Freitag werden soll, hat nach innerkirchlichem Richtungsstreit, einem Bauskandal um die Bischofsresidenz und dem Rücktritt des bundesweit umstrittenen Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst turbulente Jahre hinter sich. Viele Wunden sind noch nicht verheilt, unbeglichene Rechnungen offen. Doch Bätzing könnte es mit seiner Tatkraft schaffen. Der stämmige Seelsorger, der 1961 in Kirchen im Westerwald geboren wurde und in Niederfischbach an der Sieg aufwuchs, hat Erfahrung in Menschenführung und im Durchstehen von Konflikten.

1987 in Trier zum Priester geweiht, war er zunächst Kaplan und wurde 1990 stellvertretender Leiter, 1996 schließlich Chef des Trierer Priesterseminars. In seiner Vita gibt es viele Berührungspunkte mit Felix Genn , dem Bischof von Münster, der in der Bischofskongregation im Vatikan ein gewichtiges Wort bei Personalfragen mitzureden hat.

Seit knapp vier Jahren ist Bätzing Generalvikar in Deutschlands ältester Diözese, die wie das Nachbarbistum Limburg seit Jahrzehnten eine eher liberale kirchenpolitische Tradition hat. Als rechte Hand von Bischof Stephan Ackermann hat er bewiesen, dass er schwierige Themen wie den Umgang mit Missbrauchsfällen, mit Sparzwängen und mit Strukturreformen meistern kann. Sein freundlich-einnehmendes Auftreten hat sich der Westerwälder im Amt bewahrt; er geht auf die Leute zu und spricht ihre Sprache. Abgehobener "Kirchensprech" liegt ihm nicht, und das, obwohl er ein Theologe von Format ist. Ackermann und Bätzing wagten in den vergangenen drei Jahren das Trierer Experiment einer Bistumssynode, der ersten in Deutschland seit einem Vierteljahrhundert. Die Versammlung beschloss einen radikalen Abschied von Strukturen der Volkskirche.

Eigentlich hätte Bätzing nun die Beschlüsse der Synode umsetzen sollen: Abbruch alter und Aufbau neuer Kirchenstrukturen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland - und er sollte neuen Schwung in das alte Bistum bringen. Stattdessen wird er nun die Synoden-Erfahrung in Limburg nutzen können, das schon seit 1968 die synodale Mitbestimmung kennt. "Wir müssen uns fragen: Wie können wir unter den schwierigen Rahmenbedingungen die Kraft des Evangeliums, die Schönheit unseres Glaubens und den Wert der kirchlichen Gemeinschaft noch einmal deutlich machen", sagte Bätzing nach der Synode.

Vom damaligen Trierer Bischof Reinhard Marx wurde Bätzing 2007 zum Geistlichen Leiter der Heilig-Rock-Wallfahrt 2012 ernannt. Das Wallfahrtsmotto "und führe zusammen, was getrennt ist" wird für Georg Bätzing nun auch innerkirchlich in Limburg gelten. Fremd ist ihm die künftige Wirkungsstätte jedenfalls nicht: Sein Heimatdorf liegt viel näher an Limburg als an Trier , die Mentalität der ländlichen Bevölkerung im Norden seines neuen Bistums ist ihm eng vertraut. Und Schutzpatron des Limburger Doms ist der heilige Georg, von dem er seinen Vornamen hat.

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