Streik der Spitzenverdiener

P ilotinnen und Piloten tragen eine große Verantwortung. Niemand dürfte ihnen eine angemessene Bezahlung oder gar das Streikrecht absprechen wollen.

Dennoch stellt sich beim Tarifkonflikt der Lufthansa gerade die Frage der Verhältnismäßigkeit. Legen nach Vorfeldlotsen, dem Kabinenpersonal oder Mitarbeitern von Sicherheitsdiensten doch derzeit die Spitzenverdiener der Branche den Flugverkehr lahm. Die kleine Gruppe mit gerade 5400 Beschäftigten erreicht größtmögliche Wirkung. Die Forderungen der Vereinigung Cockpit finden allerdings nur eine geringe öffentliche Akzeptanz, und die Folgen des Streiks sorgen bei den Betroffenen für große Verärgerung .

Bei aktuellen Einstiegsgehältern von 70 000 Euro und Endgehältern von über 250 000 Euro ist das Ziel von zehn Prozent mehr Gehalt plus Beibehaltung einer in dieser Form einmaligen Absicherung eines frühzeitigen Ausscheidens aus dem Beruf kaum vermittelbar. Piloten bei vielen anderen Fluggesellschaften müssen bei deutlich geringeren Bezügen mehr und länger fliegen. Im Vergleich hat die Lufthansa aber nicht nur bei den Flugzeugführern ein Kostenproblem. Dies führt in einer Branche, die stärker als andere dem direkten internationalen Wettbewerb unterworfen ist, zwangsläufig zu großen Problemen.

Billigflieger wie Ryanair und Easyjet oder Konkurrenten vom Persischen Golf wie Emirates und Etihad haben der Lufthansa ohnehin schon Marktanteile abgenommen. Die einen mit Kampfpreisen im margenschwachen Geschäft auf Kurz- und Mittelstrecken in Europa. Die anderen auf renditestarken Routen nach Asien. Und dann ist da noch die Air Berlin, die zwar Verluste schreibt, aber gemeinsam mit ihrem Großaktionär Etihad der Lufthansa noch mehr Passagiere abjagen will. Dass viele Fluggesellschaften mittlerweile deutlich luxuriösere Sitze und bessere Serviceleistungen zu günstigeren Preisen anbieten können, macht es für die Lufthansa nicht einfacher .

Die streikenden Piloten blenden offenbar aus, dass sie mit ihren überzogenen Forderungen am Ende sich selbst schaden können. Dürften verbesserte Konditionen doch in Zukunft für immer weniger ihrer Kolleginnen und Kollegen gelten. Bereits heute setzt die Lufthansa auf vielen Strecken zu geringeren Kosten Tochter- und Beteiligungsunternehmen wie Austrian Airlines, Germanwings oder Sun Express ein, weil sie andernfalls nicht mehr wettbewerbsfähig wäre.

Eine weitere unnötige Eskalation des Tarifkonflikts schadet nicht nur der Lufthansa, sondern auch dem Wirtschaftsstandort Deutschland. Gerade von Piloten darf erwartet werden, dass sie besonnen und verantwortungsvoll agieren.

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